"Ich habe mich entschieden, suchtmittelfrei zu leben." So lautet der erste Satz im Vertrag zur ambulanten medizinischen Rehabilitation, den alkohol- und medikamentenabhängige Erwachsene nun mit ihrem Therapeuten abschließen können. Ambulante Rehabilitation Suchtkranker – das ist neu im Landkreis Südliche Weinstraße sowie in den Städten Landau und Neustadt. Möglich wird sie jetzt, weil drei erfahrene Träger des pfälzischen Suchthilfenetzes sich für dieses konkrete Projekt zum Trägerverbund Südpfalz zusammengeschlossen haben: das Diakonische Werk Pfalz mit seinen Suchtberatungsstellen, die Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz mit ihrer Fachklinik Eußerthal und das Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie mit seiner Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen. Zudem wird das Projekt auch vom EU-Netzwerk Pflege und Integrierte Versorgung InCareNet unterstützt.
"Bisher wurde eine Rehabilitationsbehandlung für Suchtkranke in unserer Region nur stationär angeboten", sagt Gordon Emrich, Pfarrer für Diakonie. "Stationäre Aufenthalte sind aber gar nicht erforderlich, wenn weniger schwer erkrankte Menschen bereit und in der Lage sind, mit Unterstützung durch unser Angebot suchtmittelfrei am ambulanten Behandlungsprogramm teilzunehmen. Dabei geht es vor allem darum, die Berufstätigkeit der Patienten zu sichern, wieder zu ermöglichen oder drohender Behinderung vorzubeugen."
Genau darauf zugeschnitten ist das Behandlungsprogramm der Teilnehmer, die sich regelmäßig am Spätnachmittag oder Abend und einmal monatlich an einem Samstag in der Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werks in Landau treffen. Einzel- und Gruppengespräche mit der Psychologin oder den Sozialpädagogen, ärztliche Beratungen sowie spezielle Angebote wie Sport, Nichtrauchertraining oder Entspannung stehen auf dem Programm. "Da unter einer Abhängigkeit meist auch die Familienangehörigen leiden, können Angehörige mit in die Behandlung einbezogen werden. Um die verschiedenen Lebenswelten und das daraus resultierende unterschiedliche Suchtverhalten von Frauen und Männer zu berücksichtigen, arbeiten wir zeitweise auch mit geschlechtsspezifischen Gruppen", erläutert Susanne Janz, Leitende Psychologin der Fachklinik Eußerthal.
Die Ambulante Reha Sucht dauert in der Regel ein gutes halbes bis ein ganzes Jahr. Sie beginnt mit der vierwöchigen Kontakt- und Motivationsphase, geht dann in die eigentliche Reha-Behandlung über und schließt mit der Nachsorge ab. Dr. Rüdiger Münzer, Leitender Oberarzt am Pfalzklinikum, zeichnet für die medizinische Rehabilitation verantwortlich. Er koordiniert in enger Kooperation mit den behandelnden niedergelassenen Ärzten die Behandlungsmaßnahmen. "Die Notlagen von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen sind sehr komplex, deshalb brauchen sie ein breites Hilfespektrum", erklärt der Facharzt für Psychiatrie und lädt alle Ärzte, Therapeuten, Krankenhäuser, Gesundheitsämter, betriebliche Sozialdienste, Selbsthilfegruppen und weitere Interessierte zur Zusammenarbeit ein.
Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen, die sich für das neue Angebot interessieren, können sich an die Fachstelle für Ambulante Rehabilitation Sucht (ARS) in Landau wenden. Dort erhalten sie auch Unterstützung bei der Antragstellung für die Kostenübernahme an die Leistungsträger. Informationen gibt es bei ARS, Trägerverbund Südpfalz, Beratungsstelle Sucht und Abhängigkeit, Westring 3a, 76829 Landau, Telefon 06341 4093, Fax 06341 85853, diakonie.ld.sub@t-online.de.