Ausstellung, die niemanden kaltlässt

„Artists for Nature“ im mpk beschäftigt sich mit dem Klimawandel

Kuratorin Dr. Annette Reich (links) und mpk-Direktor Steffen Egle (rechts) im Gespräch mit den Künstlern und Künstlerinnen (von links): Julius von Bismarck, Betty Beier, Johanna Reich, Gabriela Oberkofler, Thomas Wrede, Stefan Vogel und Lukas Marxt (Foto: Bezirksverband Pfalz)

„Es handelt sich um ein Thema, das uns als Gesellschaft auf vielfältige Weise beschäftigt“, sagte Steffen Egle, Direktor des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk), bei der Eröffnung der Ausstellung „Artists for Nature“, die Positionen von sieben Künstlerinnen und Künstlern vorstellt. Hier sehe man Kunst, die im besten Fall Handlungslösungen in Form von Utopien anbiete. Die Ausstellung sei erschütternd, „sie wird niemanden kaltlassen“, versprach Egle. Er dankte den Freunden des mpk für die finanzielle Unterstützung des Projekts, das Dr. Annette Reich als Kuratorin verwirklichte. Die stellvertretende Bezirkstagsvorsitzende Ruth Ratter sprach den Kunstschaffenden ihre Hochachtung vor der Courage aus, „ein heißes Thema“ angepackt zu haben. Das Artensterben, die Gletscherschmelze und Umweltzerstörung stellten eine enorme gesellschaftspolitische Herausforderung dar. Die Werke der international anerkannten Künstlerinnen und Künstler seien beeindruckend. Die Ausstellung mit ihren apokalyptischen Bildern zeige aber auch die Schönheit der Natur. „Die Auswirkungen unseres Handelns werden in den Blick genommen.“ Ratter warf die interessante Frage auf, ob mit dem Klimawandel auch die Demokratie kippe. Sie wünschte den Besucherinnen und Besuchern „einen inspirierenden Ausstellungsrundgang“.

Steffen Egle und Annette Reich stellten die Arbeiten im Gespräch mit den vier Künstlern und drei Künstlerinnen vor. Der Pflanzendiebstahl in einem Naturschutzgebiet bei Bayreuth nahm Betty Beier (Jahrgang 1965 – lebt in Rohrbach/Pfalz) zusammen mit Schülerinnen und Schülern zum Anlass für ein Projekt: Mit ihren „Erdschollen“ thematisiert sie die akuten Bedrohungen durch den Klimawandel und den Verlust der Artenvielfalt durch Biopiraterie. Julius von Bismarck (Jahrgang 1983 – lebt in Berlin) zeigt Filmstills als Fotoserie in Schwarz-Weiß, die dem Phänomen eines Wirbelsturms in Florida auf der Spur sind. Regen, umgestürzte Bäume, Trümmer, die durch leere Straßen gewirbelt werden, zerstörte Häuser – die im Bild gebannte Stärke des Hurrikans hinterlässt eine gespenstische Atmosphäre. Zwei Videos von Lukas Marxt (Jahrgang 1983 – lebt in Köln),die im Imperial Valley in Kalifornien entstanden, schwanken zwischen Schönheit und Zerstörung. Er zeigt die Auswirkungen extremer Eingriffe des Menschen in die Natur. Gabriela Oberkofler (Jahrgang 1975 – lebt in Stuttgart) schafft mit ihrer „Erdenkugel“ einen Mikrokosmos, der mitunter seltene Nutzpflanzen, unter anderem essbare Wildkräuter vereint. Mit dieser „lebendigen Skulptur“ auf dem Rasen vor dem mpk verweist die Künstlerin auf ihr umfangreiches Archiv, in dem sie Samen auch von zu verschwinden drohenden Pflanzenarten bewahrt. Sie versteht ihre Arbeit als „Versöhnungswerk“. Brennende Wälder aus verschiedenen Gegenden rückt Johanna Reich (Jahrgang 1977 – lebt in Köln) in ihrer Fotoserie „Petrarca’s View“ ins Bild. Unscharf erscheinende pastellfarbene Naturausschnitte in gleißendem Licht beschwören apokalyptische Szenerien herauf. Mit ihrer Technik der Lightscans – von ihren Fotografien fertigt sie Polaroids an, die sie während der Entwicklung scannt – schafft die Künstlerin eine ambivalente Atmosphäre zwischen visionärer Entrücktheit und realer Katastrophe. Eine raumfüllende Brachlandschaft von Stefan Vogel (Jahrgang 1981 – lebt in Leipzig) bietet ein eindringliches Bild des Verlassenseins und der Zerstörung. Äste, Pflanzen, Alltagsgegenstände, alles ist von grauem Mörtel überzogen. Sprachliche Versatzstücke aus Silikon ergänzen das Szenario dieser „Gebrache“, wie Vogel seine Räume nennt. Der Fotograf Thomas Wrede (Jahrgang 1963 – lebt in Münster) führt in monumentalen Arbeiten das Abschmelzen alpiner Gletscher drastisch vor Augen. Seit 2017 reist der Künstler immer wieder in die Alpen, unter anderem zum Rhône-Gletscher in die Schweiz. Wrede fängt mit seiner Kamera die Gletscheroberflächen ein, die mit Vliestüchern abgedeckt werden; es entstehen bizarre Landschaften, die bedrohte Natur wiederum bedrohlich erscheinen lassen.

Zur Eröffnung der Schau spielte Alexandra Maas mit ihrem Akkordeon Tango- und Musette-Melodien. Die Ausstellung „Artists for Nature“ ist bis 24. September im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, Museumsplatz 1, mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und dienstags von 11 bis 20 Uhr zu sehen; das Haus ist an Pfingstmontag geöffnet. Weitere Informationen unter www.mpk.de.