Bezirksverband Pfalz trauert um Joachim Stöckle

Ehemaliger Bezirkstagsvorsitzender und früherer Germersheimer Landrat gestorben

Vom Bezirksverband Pfalz 2005 mit dem Pfälzer Löwen: Joachim Stöckle (rechts) mit dem amtierenden Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder

Der Bezirksverband Pfalz trauert um seinen ehemaligen Vorsitzenden des Bezirkstags Pfalz, Joachim Stöckle. Der 77-Jährige starb unerwartet am 18. Juni. „Joachim Stöckle war eine herausragende Persönlichkeit, die sich immer den Menschen verpflichtet wusste. Mit ihm verliert unsere pfälzische Heimat einen engagierten Fürsprecher und herausragenden Vertreter pfälzischer Interessen“, sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder. Joachim Stöckle sei es bei seinen vielfältigen Aufgaben immer ein großes Anliegen gewesen, die Grundwerte eines freiheitlichen demokratischen Gemeinwesens zu vertreten und zu leben. In seiner Kindheit habe er noch die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges erlebt. „Diese Erfahrungen haben sein besonderes Engagement für die Freiheit des Menschen und die ihm als menschliches Wesen innenwohnende Würde geprägt und mit dazu beigetragen, dass die Arbeit am Gedenken an die ermordeten und vertriebenen jüdischen Mitbürger, an die Opfer von Rassismus und Gewalt zu einer seiner wichtigsten Lebensaufgabe wurde“, so Wieder.

Der CDU-Kommunalpolitiker gehörte von 1984 bis 2009 dem Bezirkstag Pfalz an, dem er von 1999 bis 2004 vorstand. Davor war er fünf Jahre lang erster stellvertretender Bezirkstagsvorsitzender. Von 1989 bis 1999 führte er die CDU-Bezirktagsfraktion an. Darüber hinaus war der historisch interessierte ehemalige Germersheimer Landrat von 1984 bis 1989 Vorsitzender des Ausschusses für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Eng mit seinem Amt als Bezirkstagsvorsitzender war der Vorsitz im Stiftungsrat des Speyerer Historischen Museums der Pfalz und im Verwaltungsrat des Klingenmünsterer Pfalzklinikums für Psychiatrie und Neurologie verbunden. Von 2002 bis 2007 führte er den Aufsichtsrat der Pfalzwerke Aktiengesellschaft an und engagierte sich von 1999 bis 2007 im Vorstand des Vereins Naturpark Pfälzerwald. Seit 2009 war Stöckle Mitglied im Gedenkbeirat des Bezirkstags Pfalz; im Frühjahr 2011 wurde er zum Beisitzer im Sprecherrat der „Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland Pfalz“ gewählt. 2005 würdigte der Bezirksverband Pfalz seinen ehemaligen Vorsitzenden mit dem Pfälzer Löwen, seiner höchsten Auszeichnung.

Joachim Stöckle wurde 1936 in Kaiserslautern geboren und wuchs im westpfälzischen Wolfstein auf. Als er 16 Jahre alt war, wechselte die Familie nach Landau, wo er 1956 sein Abitur ablegte. Es folgte ein Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre in München. Nach seiner zweiten juristischen Staatsprüfung im Jahr 1964 war er zunächst beim Landratsamt in Rockenhausen und am Forschungsinstitut der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer tätig. 1968 ging er für acht Jahre nach Mainz, wo er sich als Referatsleiter im Innenministerium der Verwaltungsmodernisierung widmete und das Dateninformationszentrum des Landes Rheinland-Pfalz aufbaute.

1976 wurde er für 15 Jahre zum Landrat des Landkreises Germersheim berufen, den er zu einem wirtschaftlichen Aktivraum in Rheinland-Pfalz entwickelt hat. In dieser Zeit hat er sich insbesondere dem Auf- und Ausbau der grenzübergreifenden Zusammenarbeit am Oberrhein verschrieben. So war er mehr als 18 Jahre Mitglied der deutsch-französischen beziehungsweise deutsch-französisch-schweizerischen Regierungskommissionen und rief 1988 eine Informations- und Beratungsstelle in Lauterbourg – das heutige PAMINA-Büro – ins Leben, die er bis 1994 leitete. Über 30 Jahre lang war er im Landkreistag Rheinland-Pfalz aktiv, dem er von 1990 bis 1993 vorstand; in dieser Funktion gehörte er auch dem Deutschen Landkreistag an. Darüber hinaus kümmerte er sich über Jahre als Vereinsvorsitzender um die Belange des Deutschen Straßenmuseums Germersheim, dessen Ehrenvorsitzender er bis zuletzt war. In seinem Ruhestand betätigte er sich von 1992 bis 2010 als Fachberater für Verwaltungen und Wirtschaftsunternehmen, unter anderem in den neuen Bundesländern und in Osteuropa. Joachim Stöckle, der lange Zeit in Kandel wohnte, zog erst vor wenigen Monaten nach Landau um, wo er zusammen mit seiner Frau Brigitte seinen Lebensabend verbringen wollte.