Bundesdirektoren sehen Spardruck in der Psychiatrie kritisch

Konferenz in Klingenmünster: Keine Abstriche an Qualität zulassen!

Mehr Gemeindenähe, eine stärkere Betonung der Psychotherapie und moderne Medikamente mit weniger Nebenwirkungen – das sind drei Entwicklungen, die die psychiatrische Versorgung in der Bundesrepublik in den vergangenen 20 Jahren geprägt haben. Vor diesem Hintergrund sehen die ärztlichen Leiterinnen und Leiter deutscher Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie den stärker werdenden Spar- und Kostendruck im Gesundheitswesen kritisch. Gemeinsam mit den Trägern der Kliniken, Berufsverbänden der Professionellen und Netzwerken von Patienten und Angehörigen wollen sich die Mediziner für adäquate finanzielle und personelle Ausstattung der Psychiatrie einsetzen.

Anlässlich ihrer Bundesdirektorenkonferenz 2007 hatten sie gemeinsam mit dem Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie nach Klingenmünster eingeladen, um historische und aktuelle Fragen mit der Fachöffentlichkeit und allen Interessierten zu diskutieren. "Psychiatrie 2007 – eine Standortbestimmung" lautete der Titel des wissenschaftlichen Symposions, an dem rund 300 Wissenschaftler und Praktiker aus dem In- und Ausland teilnahmen.

Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder und Geschäftsführer Rainer Anstätt dankten den Ärzten für ihr Interesse an der Arbeit des Pfalzklinikums, das mit dem Symposion den Veranstaltungsreigen aus Anlass des 150. Jahrestages des Klinikums beendete. Ihre Glückwünsche verband die Vorsitzende der Bundesdirektorenkonferenz, Dr. Iris Hauth, aus Berlin mit dem gemeinsamen Ziel, "überall darauf aufzupassen, dass angesichts von Sparzwängen die erreichte Qualität erhalten bleibt".

Der Ärztliche Direktor des Pfalzklinikums, Professor Dr. Reinhard Steinberg, machte in seinem historisch angelegten Beitrag gravierende Veränderungen im Pfalzklinikum in den letzten Jahren deutlich: Bis 1993 mussten die Patienten und Angehörigen weite Wege nach Klingenmünster in Kauf nehmen, heute arbeitet das Pfalzklinikum an zehn Standorten in der ganzen Pfalz.

Die Beiträge der renommierten Referenten werden in einer Dokumentation veröffentlicht, die im Sekretariat des Ärztlichen Direktors (Telefon 06349 900-2001) bestellt werden kann. Professor Dr. Max Schmauß, Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Augsburg, nannte seinen Beitrag "Die psychopharmakologische Revolution". Aktuelle ethische Fragen zur Pharmakotherapie stellte Professor Dr. Hanfried Helmchen von der Charité Berlin in den Mittelpunkt seines Vortrags. Auf Trennendes und Vereinendes in den Konzepten der Psychiatrie und der Psychosomatik ging Professor Dr. Mathias Berger, Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Freiburg, ein. Anschließend fragte Professor Dr. Klaus Lieb aus Mainz: Psychotherapieforschung – quo vadis? Professor Dr. Norbert Nedopil, Leiter der Forensischen Psychiatrie der Universität München, ging der Frage nach: "Wen heilt die forensische Psychiatrie?" "Das Gehirn in der Psychiatrie heute" war Thema des Vortrags von Professor Dr. Hans Förstl, Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik der TU München. Ob sich Fortschritte in Diagnostik und Therapie noch im Klinikalltag umsetzen lassen, hinterfragte Privat-Dozent Dr. Albert Putzhammer aus Kaufbeuren. Mit der Psychiatrie-Personalverordnung setzte sich Professor Dr. Heinrich Kunze aus Kassel auseinander. Medizin und Pflege – die Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen beleuchtete Georg Oppermann, stellvertretender Vorsitzender der Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie. Abschließend sprach Thomas Brobeil, Geschäftsführer des Vinzenz von Paul Hospitals Rottweil, über die Optimierung von Diagnostik und Behandlung im psychiatrischen Krankenhaus.

Die Mediziner dankten dem Pfalzklinikum sehr herzlich für die Gastfreundschaft, die es ihnen ermöglichte, sich nicht nur in den Einrichtungen des Krankenhauses, sondern auch in der Region umzuschauen. Mit einem Konzert in der Klinikkirche, gestaltet von Musikern des Bayerischen Ärzteorchesters, fand das Symposion einen würdigen Abschluss.