Unter dem Titel "Erstaunliche Lichtung" zeigt die Pfalzgalerie Kaiserslautern vom 22. September bis 18. November einen Überblick über drei aktuelle Werkgruppen des Künstlers Camill Leberer: Wandtafeln in kräftig leuchtenden Farben, unter ihnen Glas- und Lackbilder, sowie installative großformatige Plastiken aus jüngster Zeit.
Der Stuttgarter Künstler Camill Leberer bedient sich einer Formensprache, die auf klaren, geometrischen Kompositionen basiert. Seine Arbeiten aus Eisen, Glas und Farbe bewegen sich gattungsübergreifend zwischen Malerei, Skulptur und Architektur, woraus ihre spezifische Spannung erwächst. Großformatige Zeichnungen auf Transparentpapier, überwiegend aus den letzten drei Jahren, runden die Werkschau ab. Leberer geht es neben der Selbsterkennung um Grenzen der Wahrnehmung und ihre Auflösung. Afrikareisen, die er 2004/2005 unternahm, beeinflussten seine Werke im Hinblick auf die Beschäftigung mit Raum und Licht entscheidend. Die Weite der Landschaft, Geräusche, Gerüche, mit Blueselementen durchsetzte Musik und andere Beobachtungen haben bei Leberer bleibende Eindrücke hinterlassen, die sich in den neuen Lackbildern spiegeln. Dabei geht es ihm jedoch nicht um eine unmittelbare Wiedergabe des Gesehenen und Erlebten, sondern vielmehr darum, Formulierungen für verwandte innere Welten, für innere Landschaften zu finden.
Eine Reihe großformatiger Plastiken sind erstmals in einer Museumspräsentation zu sehen. Sie sind aus Eisengerüsten gebaut und mit einem Dach oder transparenten Glaswänden – teilweise farbig bemalt – versehen. Camill Leberer geht es hier um einen abstrakten Raum, nicht um eine konkrete Raumerfahrung. In seinen installativen Plastiken, die sich unabhängig von Zeitphänomenen behaupten, ist eine umgrenzte Leere unmittelbar präsent, die eine geheimnisvolle Distanz schafft. Schwarzweiß-Zeichnungen, von denen einige farbig akzentuiert sind, lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen: Es gibt Blätter, die eine streng geometrische Formensprache variieren und damit in unmittelbarem Zusammenhang mit den Wandbildern und Plastiken stehen, und solche, die von freier Linienführung beherrscht werden. Diese wirken sehr spontan und dynamisch. Sie ergänzen das Formenrepertoire des Künstlers um vegetabile Motive.
1953 in Kenzingen/Breisgau geboren, studierte Camill Leberer von 1978 bis 1984 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. 1984 wurde er von der Kunststiftung Baden-Württemberg mit einem Stipendium ausgezeichnet und war im folgenden Jahr Preisträger des Forums Junger Kunst. Von 1987 bis 1988 lehrte er als Dozent für Bildhauerei an der Fachhochschule Pforzheim. 1988 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Drei Jahre später erhielt Leberer den Förderpreis der Stadt Stuttgart und hatte 1991 bis 1992 eine Gastprofessur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart inne. Der Künstler lebt und arbeitet in Stuttgart und Venedig.
Das Ausstellungsprojekt entstand in Kooperation mit dem Kunstmuseum Heidenheim. Ein zweisprachiger, 72-seitiger Katalog mit 44 Farbabbildungen ist zum Preis von 12 Euro an der Museumskasse erhältlich. Die Pfalzgalerie ist dienstags von 11 bis 20 Uhr und mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.