Demokratie lebt vom Mitmachen", sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder in der Pfalzakademie in Lambrecht. Zusammen mit Sabine Röhl, Landrätin des Landkreises Bad Dürkheim, diskutierte er mit knapp 30 Schülern aus der Pfalz und aus Thüringen über das Thema Demokratie braucht Demokratinnen und Demokraten".
Demokraten müssen sich dann bewähren, wenn sie in der Minderheit sind", stellte Wieder fest und erläuterte den Schülerinnen und Schülern der elften und zwölften Klasse des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums in Neustadt an der Weinstraße sowie des Holzland-Gymnasiums Hermsdorf aus dem Saale-Holzland-Kreis, dem Partnerkreis des Landkreises Bad Dürkheim, was eine lebendige Demokratie ausmacht: Entscheidungen anderer akzeptieren, mit anderen Meinungen umgehen".
Wir brauchen eine wehrhafte Demokratie", sagte Röhl im Hinblick auf den Umgang mit rechtsradikalen Kräften. Man darf im Umgang keine Angst haben", sagte sie. Röhl und Wieder waren sich einig, dass es effektiver sei, Rechtsextremen mit demokratischen Mitteln zu begegnen, anstatt sich auf deren Ebene zu begeben. Das Ziel von Rechtsextremen sei die Radikalisierung, etwa bei Demonstrationen. Auf inhaltlicher Ebene hätten sie, etwa im parlamentarischen Alltag, kaum etwas entgegenzusetzen. Auch die Möglichkeit eines Verbots der NPD diskutierten die Teilnehmer, was bei den Schülern auf reges Interesse stieß. Beide Politiker, von Haus aus Juristen, befürworteten ein solches Verbot zwar inhaltlich, bezeichneten es jedoch als verfahrenstechnisch problematisch. Das Scheitern eines Verbots könnte die NPD stärken", befürchteten sie.
Gleichgültigkeit und Mangel an Zivilcourage sind Feinde der Demokratie", so Wieder und forderte die Schüler auf, sich der Demokratie zu stellen und mitzumachen, wo immer dies möglich sei. Die Schüler bezeichneten es als schwierig, sich in ihrem jungen Alter schon politisch zu positionieren. Dabei betonte er, dass dieses Engagement nicht zwingend innerhalb der politischen Parteien stattfinden müsse, sondern dass sich auch in anderen Bereichen der Gesellschaft etwas bewegen lasse. Wie wichtig dabei die Kenntnis der eigenen Geschichte ist, machten Röhl und Wieder gleichermaßen deutlich. Bei Geschichte geht es nicht um Zahlen, sondern darum, Entwicklungen zu beleuchten", sagte Röhl den Schülern, die überwiegend Geschichte als Leistungskurs besuchen. Röhl merkte an, dass man beispielsweise aus der Reaktion der Weimarer Republik auf die Weltwirtschaftskrise etwas über den Umgang mit der aktuellen Finanzkrise lernen könne. Wieder sprach die Schüler direkt an: Ohne Kenntnis geschichtlicher Zusammenhänge können Sie nicht Gegenwart und Zukunft gestalten. Geschichte ist das Fundament, auf dem wir alle stehen".
Heute haben wir ein Stück Demokratie gelebt" mit diesem Satz beendete Pfalzakademieleiter Martin Kaiser, der das Gespräch moderierte, die Diskussion der Politiker mit den Jugendlichen, die an einem fünftägigen Seminar mit dem Titel Mauern Mächte Menschen. Alltag und Politik in beiden Teilen Deutschlands" in der Pfalzakademie teilnahmen. Pfälzer und Thüringer Schüler waren sich am Ende dankbar einig: Wir haben heute klare Antworten von den Politikern bekommen!"