Deutsche Einheit mit Leben füllen

Kommunalpolitiker diskutieren mit Pfälzer und Thüringer Schülern in der Pfalzakademie

In der Begegnung Demokratie ein Stück weit erfahren: Jugendliche aus der Pfalz und aus Thüringen diskutieren mit Dr. Dietmar Möller

„Die Wiedervereinigung Deutschlands war für mich das prägendste Ereignis, das maßgeblich zu meiner Entscheidung beigetragen hat, mich politisch zu engagieren“, sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder in der Pfalzakademie in Lambrecht. Zusammen mit Erhard Freunscht, Erster Beigeordneter des Landkreises Bad Dürkheim, und dessen Amtskollegen aus dem Saale-Holzland-Kreis, Dr. Dietmar Möller, diskutierte er mit 43 Schülern aus der Pfalz und aus Thüringen über das Thema „Wo Politik den Alltag berührt. Die Gestaltung der Einheit und die Herausforderungen der Demokratie“. Die Begegnung fand im Rahmen eines einwöchigen Seminars mit dem Titel „Wie wir wurden, wer wir sind. Deutsche Einheit zwischen Vergangenheit und Zukunft“ statt.

„Dass die Grenze zwischen Ost und West in Deutschland nicht mehr existiert, hat bis heute nichts an Faszination verloren“, erläuterte Wieder, der sechs Jahre alt war, als die Mauer gebaut wurde und 34 als sie fiel. Mit der „Kraft der Idee“ sei es gelungen, die Wiedervereinigung 1989/90 zu verwirklichen, die in der bundesdeutschen Bevölkerung auf eine breite Zustimmung gestoßen sei. „Um die deutsche Einheit zu leben, waren für uns von Anfang an Begegnungen und das Anspornen von Dialogen das erste Ziel im deutsch-deutschen Austausch“, so Erhard Freunscht, Erster Beigeordneter des Landkreises Bad Dürkheim. Hier habe man schon früh Kontakte zur DDR gepflegt, insbesondere mit dem Saale-Holzland-Kreis, erinnerte Freunscht, und verwies auf die zahlreichen Aktivitäten des pfälzisch-thüringischen Austauschs.

Wie zentral dabei die Jugendarbeit ist, hoben die Kommunalpolitiker besonders hervor. „Es ist die nächste Generation, die die deutsche Einheit gestalten und immer wieder lebendig halten muss“, erklärte Wieder. „Besuche wie dieser sind das beste Mittel gegen Vorurteile, die es zwischen Ost und West immer noch gibt“, stimmte der Erste Beigeordnete des Saale-Holzland-Kreises, Dr. Dietmar Möller, zu und ergänzte: „Es ergeben sich immer wieder neue Fragestellungen, denen sich die jungen Menschen widmen müssen.“ Bereits zum dritten Mal konnte diese lebendige Auseinandersetzung in Form eines Seminars für Jugendliche an der Pfalzakademie verwirklicht werden. Dabei stellten sich die Vertreter der Politik auch den kritischen Fragen der jungen Thüringer und Pfälzer, etwa nach dem Atomausstieg, der Vertrauenswürdigkeit von Politikern oder dem Schulsystem.

„Mit einem solchen Meinungsaustausch Demokratie mit Leben zu füllen, ist ein wichtiges Ziel dieses Treffens“, schloss Pfalzakademieleiter Martin Kaiser, der das Gespräch moderierte, die Diskussion der Politiker mit den 14 Schülerinnen und Schülern des Leininger Gymnasiums Grünstadt und des Heisenberg-Gymnasiums Bad Dürkheim sowie den 29 Gymnasiasten aus den thüringischen Städten Eisenberg und Kahla. Die Ost-West-Seminare im Bildungshaus des Bezirksverbands Pfalz haben sich zu einem sinnvollen Bestandteil in der Partnerschaftspflege des Landkreises Bad Dürkheim mit dem Saale-Holzland-Kreis entwickelt.

Die Pfälzer und Thüringer Schüler, die alle nach der Wende geboren sind, waren sich am Ende über den großen Wert des gegenseitigen Kennenlernens einig. „Die vielen Informationen, die wir über die neuen Bundesländer in diesem Seminar erhalten, sind wichtig, weil oftmals weder unsere Eltern noch Großeltern direkt betroffen waren und wir nichts aus erster Hand erfahren können“, sagte die 15-jährige Ramona Schäfer vom Leininger Gymnasium. Die 17-jährige Annelie Schinke aus dem thüringischen Eisenberg bekräftigte dies: „Für uns ist das Thema zwar weniger neu, denn unsere Eltern haben uns über die DDR und die Wende berichtet. Aber dieser direkte Austausch ist sehr spannend.“