Die deportierten Juden aus der Pfalz in Erinnerung behalten

Bezirkstagsvize bei der Einweihung der Gedenkstätte in Gurs

"Das Gedenken an die vielen Opfer des Nationalsozialismus hier an diesem Ort – aber nicht nur hier – wach zu halten", versprach Bezirkstagsvize Manfred Petry als Sprecher der Zuschussgeber aus Deutschland bei der Einweihungsfeier der Gedenkstätte im südwestfranzösischen Gurs vor zahlreichen Besuchern und französischen Funktionsträgern. Er lobte "die konzeptionelle Entwicklung und gelungene Realisierung der Gedenkstätte", die aus einem Empfangsgebäude, das als "Treff- und Versammlungspunkt für Besucher und als Informationszentrum dient", sowie einem Pfad der Erinnerung besteht. Er kündigte an, dass der Bezirksverband Pfalz "derzeit mehrere Projekte entwickelt, die die Aufarbeitung der Deportation der jüdischen Bürger aus der Pfalz nach Gurs zum Gegenstand haben". Insbesondere junge Menschen sollen an dieses Thema herangeführt werden, beispielsweise durch jährliche Projektaufenthalte von Jugendlichen in Gurs nach entsprechender Vorbereitung.

Rund 6.500 Juden aus dem deutschen Südwesten – etwa 810 Männer, Frauen und Kinder aus der Pfalz – wurden ab Oktober 1940 in das Lager nach Gurs im Baskenland nahe den Pyrenäen deportiert. Viele von ihnen starben bereits dort unter den unmenschlichen Bedingungen des Lageralltags oder wurden später in die Tötungsanstalten der Nationalsozialisten transportiert. Im Jahr 2000 besuchte der damalige Bezirkstagsvorsitzende Joachim Stöckle, der nun auch an der Einweihung der Gedenkstätte teilnahm, das ehemalige Lagergelände und den Friedhof und machte sich für eine Beteiligung an der Gedenkstätte in Gurs stark. 2001 stellte der Bezirkstag Pfalz 28.500 Euro zur Errichtung einer Gedenkstätte auf dem ehemaligen Lagergelände in Gurs bereit, das nach Kriegsende eingeebnet und aufgeforstet wurde. Im vergangenen Jahr trat der Bezirksverband Pfalz mit einem jährlichen Beitrag von 5.000 Euro der Arbeitsgemeinschaft badischer Städte bei, die seit rund 50 Jahren den Friedhof unterhält und pflegt; auf ihm wurden 1.070 deportierte Juden aus Baden und der Pfalz beerdigt. Die Zuschussgeber aus Deutschland – neben dem Bezirksverband Pfalz das Land Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und der Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden – übernehmen gut zehn Prozent der Kosten für die Errichtung der Gedenkstätte, die insgesamt bei knapp 0,6 Millionen Euro liegen. Weitere Geldgeber sind der französische Staat, der die Hälfte der Gesamtsumme bestreitet, der Regionalrat von Aquitanien, der Generalrat Pyrenäen-Atlantik, ein Zusammenschluss der Gemeinden im Kanton Navarrenx und eine Stiftung zum Gedenken an die Shoah.

Die französische Architektin Nathalie Torrejon realisierte ab April 2003 das Projekt auf dem ehemaligen Lagergelände von Gurs. Das 168 Quadratmeter große Gebäude besteht aus oxidierenden und verzinkten Eisenteilen sowie Lärchenholz und beherbergt eine Empfangshalle, Ausstellungsvitrinen und Sanitäranlagen; daneben wurden Parkplätze angelegt. Der Pfad der Erinnerung führt auf 1.000 Metern durch den Wald, einst eine riesige Barackenstadt, an 14 dreisprachig abgefassten Informationsstelen (französisch, deutsch und spanisch) und stilisierten Baracken vorbei sowie durch eine rekonstruierte Lagerbaracke hindurch, in der einst 60 Gefangene zusammengepfercht leben mussten. Ein weiterer Weg verbindet das ehemalige Lagergelände mit dem 850 Meter entfernt liegenden Friedhof. "Wir sind froh, dass die Gedenkstätte nun eingeweiht werden konnte", berichtete Petry nach seiner Rückkehr: "Jeder Euro ist in Gurs äußerst sinnvoll angelegt."