Drei Nominierte für Pfalzpreis für pfälzische Geschichte

Bezirksverband Pfalz gibt Preisträger bei der Pfalzpreis-Gala bekannt

Spannend bis zum Schluss: erst bei der Pfalzpreis-Gala werden die Gewinner bekanntgegeben (Foto: Agentur view, Reiner Voß)

Für den Pfalzpreis für pfälzische Geschichte und Volkskunde hat die Jury des Bezirksverbands Pfalz Dr. Sven Gütermann, Dr. Benjamin Müsegades und Prof. Dr. Markus Raasch nominiert; für den Nachwuchspreis kamen Mirjam Fischer, Julia Gilfert und Felix Maskow in die engere Wahl. Der Hauptpreis ist mit 10.000 Euro, der Nachwuchspreis mit 2.500 Euro dotiert. Die Gewinner bleiben bis zur Pfalzpreis-Gala am Samstag, 19. November, um 18 Uhr im Pfalztheater Kaiserslautern geheim.

Dr. Sven Gütermann untersuchte das Thema „Reformation und Konfessionsbildung in Speyer“ und nahm dabei die Jahre 1538 bis 1580 in den Blick. Aufgrund einer intensiven Auswertung der Quellen kommt er zu dem Ergebnis, dass die offizielle Ein- und Durchführung der Reformation in Speyer erst nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) möglich war. Das gut lesbare Buch ist ein Grundlagenwerk zur Speyerer Reformationsgeschichte; eine Edition der ungedruckten Quellen rundet die Darstellung ab. In seiner Habilitationsschrift „Heilige in der mittelalterlichen Bischofsstadt. Speyer und Lincoln im Vergleich (11. bis frühes 16. Jahrhundert)“ beschäftigt sich Dr. Benjamin Müsegades mit den Heiligenkulten in beiden Städten. Die tadellos redigierte und klar strukturierte Arbeit zeugt von einer hohen Methodenkompetenz und ausgezeichneten Quellen- und Literaturkenntnis des Autors. Neue Erkenntnisse und Detailergebnisse, etwa zur zentralen Rolle der Marienverehrung, werden dem Forschungsfeld viele neue Anstöße geben. Prof. Dr. Markus Raasch hat zum Thema „Neustadt an der Weinstraße und der Nationalsozialismus“ zusammen mit Studierenden und Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen eine Internetseite erstellt und geht damit innovative Wege in der Vermittlung. Die Seite befasst sich sowohl mit den historischen Entwicklungen als auch dem alltäglichen Leben der Menschen in Neustadt zwischen 1933 und 1945. Sie bietet die Beschreibung einer Ausstellung, ein digitales Schulgeschichtsbuch, ein Lexikon sowie ein Archiv von Audio- oder Videoaufnahmen mit 14 Zeitzeugen und Zeitzeuginnen.

Mirjam Fischers Bachelorarbeit dreht sich um „Die ‚große‘ Hungersnot um 1770-1772 in Oggersheim und den umliegenden Gemeinden“. Sie beleuchtet die Auswirkungen eine der schlimmsten Katastrophen der frühen Neuzeit auf die Bevölkerung und hat der Leserschaft auf der Grundlage des sorgsam ausgewählten Quellenmaterials (Kirchenbücher, Rechnungen, Protokolle, Ertragstabellen) einen eindrucksvollen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit in Oggersheim und der Umgebung ermöglicht. „Himmel voller Schweigen. Fragmente einer Familiengeschichte“ von Julia Gilfert ist ein beklemmendes Stück ihrer eigenen Familiengeschichte und eine mitreißende Erzählung, die auf wahren Begebenheiten beruht. Sie spürt dem Schicksal ihres Großvaters Walter Frick nach, der ein Opfer des NS-Regimes wurde. Auf Basis von Quellen und Sekundärliteratur hat die Autorin eine ergreifende Darstellung verfasst, in der sie historische Tatsachen und Informationen aus Akten und Ego-Dokumenten wie Briefen und Tagebüchern geschickt mit einer fiktionalen Handlung über das Schicksal ihres Großvaters verwebt. Felix Maskows lokale Fallstudie „Des Kurfürsten Name bürgt?! Die Geschichte des Frankenthaler Brauhauses (1889-1995)“ präsentiert in klassisch-chronologischer Manier ein Kapitel aus der pfälzischen Industriegeschichte. Die Arbeit beeindruckt durch ihren Detailreichtum und die hohe Dichte an Quellen. Die Leserschaft erhält alle relevanten Informationen zu Produktion, Vertrieb und Geschäft – von der technischen und personellen Entwicklung der Brauerei, der Kapital- und Absatzsituation, der Biersortenevolution bis hin zu den Auswirkungen historischer Umwälzungen auf den Betrieb.