Ein Praktikum kann den Weg ebnen

Menschen mit Behinderung bei der Ausbildungs- und Arbeitsplatzsuche oft benachteiligt

Haben bewiesen

Jugendliche haben bei der Suche nach einer Ausbildungs- und Arbeitsstelle einige Hürden zu nehmen, angefangen von der Wahl des passenden Ausbildungsberufes, über Bewerbungen bis hin zu den Vorstellungsgesprächen. "Auch junge Menschen mit Behinderung wünschen sich eine Ausbildungsstelle in ihrem Traumberuf, müssen dafür aber manchmal härter arbeiten, als andere Bewerber", stellt Gerhard Noll, Berater im Team für Rehabilitation und Schwerbehinderte der Agentur für Arbeit Ludwigshafen, fest. Dies bestätigt auch Willi Sprengard, stellvertretender Leiter des Pfalzinstituts für Hörsprachbehinderte (PIH) in Frankenthal. "Praktika sind der Schlüssel zum Erfolg", weiß er. "Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Schüler bereits ab der siebten Klasse regelmäßig an Praxistagen in Betrieben teil-nehmen. So lernen sie ihren Wunschberuf kennen und mit etwas Glück auch den zukünftigen Ausbilder".

Diese Hürden haben Meike Aus den Birken und Kai Hoefer bereits erfolgreich genommen. Beide haben die mittlere Reife beim PIH gemacht. Aus den Birken ist von Geburt an gehörlos. Die junge Frau berichtet, dass sie ursprünglich einen handwerklichen Beruf ergreifen wollte. Ein Praktikum bei der Stadt Frankenthal weckte ihr Interesse für Büroberufe. Ihre Bewer-bung für eine Ausbildung im Bürobereich war erfolgreich, sie konnte die Ausbilder im Praktikum überzeugen. "Der Integrationsfachdienst hat mich während meiner gesamten Ausbildung unterstützt." Ende November 2008 hat sie die Prüfung zur Kauffrau für Bürokommunikation abgelegt. Bei ihrem Ausbildungsbetrieb kann sie vorerst bleiben, sie hat einen befristeten Ar-beitsvertrag in der Tasche. "Eine Ausbildung in einem Büroberuf ist für gehörlose Menschen außergewöhnlich", erläutert Noll. "Für eigentlich elbstverständliche Tätigkeiten wie Telefonieren oder an Besprechungen teilnehmen, müssen Lösungen gefunden werden. Deshalb sollten Arbeitgeber und Bewerber, gerne mit Unterstüt-zung des Pfalzinstituts und der Agentur für Arbeit, vorher genau überlegen, wie das zu bewältigen ist. Wenn alles zusammen passt, kann die Ausbildung zu einem Erfolg werden."

Kai Höfer wusste früh, dass er einen Metallberuf ergreifen möchte. Nach der mittleren Reife begann er seine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer beim Pfalzinstitut. Obwohl der schwerhörige junge Mann die Ausbildung mit Auszeichnung als Landesbester bestanden hat, sucht er derzeit vergeblich nach einem Arbeitsplatz. "Ich möchte gerne im Raum Mainz-Ingelheim arbeiten, da ich dort wohne. Für einen sicheren Arbeitsplatz wäre ich auch bereit umzuziehen. Auf viele Bewerbungen bekomme ich jedoch leider gar keine Antwort", bedauert Höfer, der vom Integra-tionsfachdienst bei seiner Suche unterstützt wird. Mit seinen modernen digitalen Hörgeräten ist Höfer für den Arbeitsalltag als Maschinenführer gut gerüstet. "Ich habe keine Probleme damit, mich auch bei laufenden Maschinen mit Kollegen zu verständigen".

"Unsere beiden ehemaligen Schüler haben bewiesen, dass sie auch mit ihrer Behinderung erfolgreich eine Ausbildung absolvieren konnten. Sie haben durch Fleiß ihre Einschränkungen ausgleichen können", freut sich Sprengard. "Dieser Erfolg ist auch durch die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrern, Integrationsfachdienst und Agentur für Arbeit ermöglicht worden."