Einmal im Leben nach Gurs zurückkehren

Gedenkfahrt des Bezirksverbands Pfalz mit Zeitzeugen

Auf Spurensuche: Delegation des Bezirksverbands Pfalz und Pfälzer Schüler auf dem Deportiertenfriedhof in Gurs

„Einmal im Leben muss man es machen: hierher zurückkehren", sagte Henri Perez in Gurs zu einer pfälzischen Schülergruppe 70 Jahre nachdem er als Achtjähriger aus der Pfalz in das Lager im Südwesten Frankreichs deportiert wurde. Bei einer Begehung des Lagergeländes und in einem anschließenden Zeitzeugengespräch wollten die Jugendlichen von ihm wissen, was ihn bewegt habe, diesen Ort noch einmal aufzusuchen. Wichtig sei es, so Perez, „an die Jungen weiterzugeben, was wir erlebt haben", damit so etwas nie mehr passiere. Die 17 Schülerinnen und Schüler aus allen Teilen der Pfalz löcherten ihn mit Fragen, um zu erfahren, wie es war, als die Nazis am 22. Oktober 1940 die Pfälzer Juden verschleppten und wie der Alltag im Lager aussah. Hunger und Kälte, Ratten und Ungeziefer, unerträgliche hygienische Zustände und die schier ungeheuren Schlammmassen machten den Insassen das Leben schwer. Zahlreiche von ihnen starben dort und in anderen südfranzösischen Lagern unter den katastrophalen Bedingungen, fast die Hälfte wurde in die Vernichtungslager der Nazis im Osten gebracht und ermordet. Einige überlebten den Terror, nur ganz wenige von ihnen kehrten in die Pfalz zurück. Henri Perez, der als Kind eines französischen Offiziers und einer Pfälzerin in Tunesien geboren wurde, kam aufgrund einer Malariaerkrankung 1936 zur Großmutter nach Frankenthal. Von dort wurde er 1940 deportiert und gelangte auf Intervention seines Vaters über das Schweizer Rote Kreuz aus Gurs heraus und nach Tunesien. Seit 1945 lebt er bei Paris.

Die Schüler hatten auch Gelegenheit, zusammen mit der Delegation des Bezirksverbands Pfalz an der offiziellen Gedenkfeier der Arbeitsgemeinschaft zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs (der neben den badischen Städten seit 2006 auch der Bezirksverband Pfalz angehört) teilzunehmen. Darüber hinaus besuchten sie auf der Hin- beziehungsweise Rückfahrt das ehemalige Kinderheim in Izieu, die Synagoge in Pau und das Kranken- und Sterbelager in Récébédou, begleitet von Roland Paul vom Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, der seit mehr als 20 Jahren dem Schicksal der pfälzischen Juden auf der Spur ist. Mit vielen Eindrücken und Erfahrungen kehren die Jugendlichen in die Pfalz zurück. „Es war gut, dass der Bezirksverband Pfalz die Schüler nach Gurs eingeladen und mit Zeitzeugen zusammengebracht hat", resümierte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder. „Nur so erfahren sie lebendig und aus erster Hand, was damals geschehen ist." Es sei wichtig, dieses schreckliche Thema wieder ins pfälzische Bewusstsein zurückzuholen.