Unter dem Titel Die nach Gurs deportierten pfälzischen Juden hat Roland Paul, stellvertretender Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern eine umfangreiche Dokumentation erarbeitet, die kürzlich als CD erschienen ist. Dass die Zahl der bislang bekannten deportierten pfälzischen Juden tatsächlich deutlich höher ist, hat Roland Paul schon länger vermutet. Nun konnte er belegen, dass es im Grunde weit mehr als 1.500 Pfälzer waren, die ins südfranzösische Lager in Gurs verschleppt wurden. Denn bereits einige Zeit vor dem Abtransport am 22. Oktober 1940 verließen zahlreiche jüdische Bürgerinnen und Bürger die Pfalz und hofften, im Badischen oder in Frankreich und Belgien Zuflucht zu finden.
In mühevoller Kleinarbeit hat Roland Paul eine Vielzahl an biografischen Angaben zusammengetragen, insbesondere bei der Durchsicht der Akten im Departementalarchiv von Pau. Es ist ihm auch gelungen, das Schicksal von bislang Verschollenen zu klären. Während der erste Teil der Dokumentation die Namen und Daten derjenigen 824 Menschen nach Orten sortiert auflistet, die 1940 direkt aus der Pfalz deportiert wurden, gibt der zweite Teil einen Überblick über die 610 Personen, die aus der Pfalz stammen und sich vor 1940 ins Saargebiet und nach Baden geflüchtet haben und dann von dort nach Gurs transportiert wurden. Im dritten Teil findet man Angaben zu den 73 Juden aus der Pfalz, die noch vor 1939 nach Frankreich und Belgien emigriert sind, dort bei Kriegsbeginn beziehungsweise beim Einmarsch der deutschen Truppen interniert wurden und nach Gurs gelangten. Der vierte Teil gibt Aufschluss über 14 nichtjüdische Personen, die in der Pfalz geboren und nachweislich in Gurs meist als unerwünschte Ausländer von den Franzosen gefangen gehalten wurden.
Der Anhang liefert weitere wertvolle Informationen, so zum Beispiel 18 kleine Aquarelle der 16-jährigen Liesel Felsenthal aus Kaiserslautern, die einen Tagesablauf in Gurs in Bildern festgehalten hat, Erinnerungen an den Abtransport 1940 und den Lageralltag, zahlreiche Briefe aus Gurs sowie ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis. Die CD ist zum Preis von 12 Euro im Buchhandel und beim Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Benzinoring 6, 67657 Kaiserslautern, Telefon 0631 3647-304, Fax 0631 3647-324, info@institut.bv-pfalz.de, www.pfalzgeschichte.de, erhältlich.