Expressiv und leidenschaftlich

Ausstellung mit hochkarätiger Graphik der Künstlergemeinschaft „Brücke"

Streng und rückhaltlos: Karl Schmidt-Rottluffs Holzschnitt „Drei am Tisch“ von 1914 (© VG Bild-Kunst Bonn 2010)

Die Pfalzgalerie Kaiserslautern zeigt vom 31. Juli bis 19. September hochklassige Graphik der Vertreter der Künstlergemeinschaft „Brücke". Sie wird am Freitag, 30. Juli, um 19 Uhr von Museumsdirektorin Dr. Britta E. Buhlmann und dem Leiter der Graphischen Sammlung, Dr. Heinz Höfchen, eröffnet. Die 1905 in Dresden gegründete Künstlergemeinschaft „Brücke" hat mit ihren Holzschnitten, Radierungen und Lithographien den bedeutendsten Beitrag zur Graphik des deutschen Expressionismus geleistet. Von Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluf, Otto Mueller und Emil Nolde besitzt die Graphische Sammlung des Museums Pfalzgalerie insgesamt 115 Blatt, darunter teilweise einzigartige und besonders wertvolle Zustands- und Vorzugsdrucke. Mit diesem beeindruckenden Sammlungsbestand können alle Facetten der graphischen Kunst der „Brücke" überzeugend und eindringlich belegt werden.

Ernst Ludwig Kirchner, der programmatische Kopf der Gruppe, ist der bedeutendste Künstler der „Brücke". Seine hohe künstlerische Qualität setzt Kirchners Graphik an die Spitze der expressionistischen Bewegung. Von ihm sind unter anderem wesentliche Holzschnitte wie die „Fehmarnmädchen" von 1913 oder die „Stafelalp bei Mondschein" von 1918 zu sehen. Ob es fast klotzige Holzschnitte sind, das feine Liniengeflecht der Porträts, zuckend-wilde Aufrisse der Kaltnadelarbeiten, immer ist bei Kirchner eine eigene Kultiviertheit der Kraft zu spüren.

Bei den Arbeiten Erich Heckels ist der charakteristische Grundzug lyrisch. Trotz aller Großflächigkeit des Formalen ist seine Graphik in sich ruhend, niemals nervös überzeichnet. Heckels Menschenbild ist das des sensiblen, geistigen Menschen, dessen Blick oft Unsagbares trägt. Karl Schmidt-Rottluff gilt als der kompromisslose Vollstrecker des expressionistischen Holzschnitts, seine Blätter bedeuten die Konsequenz des reinen Flächenstils. Die Strenge seines Clair-Obscur-Holzschnitts ist monumental, er verzichtet rückhaltlos auf jede malerische Wirkung. Die Graphik Max Pechsteins und Otto Muellers ist wohl die am leichtesten Zugängliche des „Brücke"-Kreises. Beide sind eher malerisch bestimmt. Während bei Pechstein der Einfluss der exotischen Kunst besonders deutlich spürbar ist, atmen Muellers „Badende" den Geist der Idylle, die immer wieder aufs Neue variiert wird. Emil Nolde, nur kurze Zeit der „Brücke" verbunden, muss als einer der großen Einzelgänger des Expressionismus gesehen werden. Bemerkenswert in seiner Graphik ist der vielseitige Gebrauch der Aquatinta, ein großartiger Beitrag zur Radierung des Expressionismus.

Interessierte können auf den 210-seitigen Band II der Bestandskataloge der Graphischen Sammlung zurückgreifen, der sich mit der Graphik des deutschen Expressionismus beschäftigt; er ist für 14,30 Euro an der Museumskasse erhältlich. Die Pfalzgalerie Kaiserslautern, Museumsplatz 1, ist mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, dienstags von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Informationen sind unter www.pfalzgalerie.de abrufbar.