Farben im Feuer gebrannt

Pfalzgalerie Kaiserslautern zeigt Fayencen aus drei Jahrhunderten

Die Pfalzgalerie in Kaiserslautern zeigt bis zum 3. Oktober eine Ausstellung mit europäischen Fayencen des 17. bis 19. Jahrhunderts aus eigenem Bestand. Zu sehen sind 45 bunt glasierte Keramikgefäße aus Deutschland, Frankreich, Österreich und den Niederlanden, die einen Überblick über die glanzvolle Zeit der europäischen Fayenceproduktion bieten. Die Stücke sind dienstags von 11 bis 20 Uhr und mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Foyer des Museums des Bezirksverbands Pfalz (www.pfalzgalerie.de) zu sehen.

Als Fayencen bezeichnet man Keramiken mit einer weißen, undurchsichtigen Zinnoxidglasur. Sie dient als Malgrund für farbige Dekors. Nach dem Ausformen und einem ersten Schrühbrand bei 800 bis 950 Grad werden Tongefäße mit einer Zinnoxidglasur überzogen und nach dem Trocknen der Glasur mit so genannten Scharffeuerfarben bemalt. Diese sinken während eines zweiten Brandes bei 900 bis 1.050 Grad in die Glasur ein und ergeben leuchtende und glänzende Dekors. Nur wenige Farben halten diesen hohen Brenntemperaturen stand. Die Farbpalette ist daher hauptsächlich auf Kobaltblau, Manganviolett, Kupfergrün, Antimongelb und Eisenbraun beschränkt. Zusätzlich nutzte man die Möglichkeit einer Bemalung mit Überglasurfarben, auch Muffelfarben genannt, die zwar weniger temperaturbeständig sind, jedoch eine reichere Farbauswahl bieten. Sie werden auf die bereits gebrannte Zinnoxidglasur gemalt und schließlich in einem dritten Brand bei 650 bis 850 Grad aufgeschmolzen.

Die ursprünglich aus dem Orient stammende Fayencetechnik erlebte im 17. und 18. Jahrhundert eine Blütezeit, angeregt durch die Einfuhr großer Mengen chinesischen Porzellans. Da das Rätsel um die Porzellanherstellung in Europa bis ins 18. Jahrhundert nicht gelöst und die Nachfrage nach Porzellan aus China nicht ausreichend befriedigt werden konnte, begann man Fayencen nach dem Vorbild von chinesischem Porzellan herzustellen. Zum Zentrum für die Herstellung von Fayencewaren entwickelte sich die niederländische Stadt Delft. Hier entstanden bis Ende des 17. Jahrhunderts mehr als 30 unternehmerisch geleitete Betriebe, die das typische "Delfter Porzellan" mit seinen meist blauen Bemalungen auf strahlend weißem Grund herstellten. Als charakteristisches Beispiel ist in der Ausstellung eine kleine Enghalskanne der bekannten Fayencemanufaktur "De Grieksche A" zu sehen, die mit einem chinesischen "Fels-Vogel-Motiv" inmitten von Chrysanthemen- und Päonienzweigen dekoriert ist.

Die erste deutsche Fayencemanufaktur wurde 1661 in Hanau gegründet. Zahlreiche weitere Betriebe auf deutschem Boden folgten. Zum Beispiel 1666 Frankfurt am Main, 1678 Berlin, 1712 Nürnberg, 1717 Erfurt, 1719 Bayreuth, 1721 Straßburg, 1722 Durlach, 1752 Schrezheim, 1763 Proskau. Sie alle sind mit Arbeiten in der Ausstellung vertreten. Zu den herausragenden unter den gezeigten Stücken gehört eine Terrine in Gestalt einer Glucke, die auf ihren Kücken sitzt. Dieser naturalistisch gebildete Tafelaufsatz ist ein Werk der bekannten Straßburger Fayencemanufaktur Joseph Hannong aus der Zeit zwischen 1762 und 1781. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts produzierten Fayencemanufakturen vorwiegend prunkvolles Schau- und Tafelgerät, während man in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, bedrängt durch die wachsende Konkurrenz des europäischen Porzellans, zunehmend auf die Herstellung einfacherer Geschirre auswich. Um 1800 schließlich wurde die Fayenceproduktion nach und nach zugunsten der Fabrikation des neu entwickelten Steinguts aufgegeben.