Farbenfrohe Bilder von Hans Purrmann in der Pfalzgalerie

Graphische Arbeiten verschiedener Künstler vermitteln pure Lebensfreude

Farbenfroh: Hans Purrmanns „Bodenseelandschaft mit badenden Jungen“

Das Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern zeigt vom 29. Mai bis 19. September Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphiken des Pfälzer Malers und Graphikers Hans Purrmann, der zu den bedeutenden deutschen Künstlerpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt. Unter dem Titel „La joie de vivre" (Die Freude am Leben) ist im Graphischen Kabinett des Museums des Bezirksverbands Pfalz bis 18. Juli Graphik unter anderem von Hans Purrmann, Otto Mueller, Erich Heckel und Max Pechstein zu sehen. Beide Ausstellungen, die herausragende Werke aus eigenem Bestand präsentieren, werden am Freitag, 28. Mai, um 19 Uhr durch Dr. Annette Reich und Dr. Heinz Höfchen von der Pfalzgalerie sowie Regina Hesselberger-Purrmann, der Enkelin von Hans Purrmann, eröffnet. Während der Laufzeit der Ausstellungen gibt es Führungen, ein Kunst(früh)stück und Veranstaltungen für Kinder.www.pfalzgalerie.de abrufbar.

Hans Purrmanns Landschaften, Stillleben, Porträts und Aktdarstellungen geben einen 50 Jahre umfassenden Einblick in sein malerisches und graphisches Werk. Zeit seines Lebens blieb die Naturbeobachtung Ausgangspunkt seines Schaffens. In Verbindung mit der Natur, aber doch unabhängig von ihr, entstand ein Farblichtraum auf der Bildfläche, der die Wirklichkeit in eine poetische Dimension verwandelt. Malerei bedeutete für den Pfälzer Künstler, der 1880 in Speyer geboren wurde und 1966 in Basel starb, die Verdichtung seiner Gefühle, die er unmittelbar in Farbe umsetzte. Kennzeichnend für seine Malweise sind eine am Fauvismus geschulte leuchtende Farbgebung und eine dekorative, ornamental verstandene Note, die er dem deutschen Spätimpressionismus verlieh. Purrmann studierte zunächst an der Münchner Akademie, bevor er Mitglied der Berliner Sezession wurde. Von 1905 bis 1914 hielt er sich in Paris auf, wo er im berühmten Café du Dôme verkehrte, in dem deutsche Künstler verkehrte; er wurde Schüler und Freund von Henri Matisse sowie Mitbegründer der Pariser deutschen Matisse-Schule. Ab 1916 lebte er in Berlin und Langenargen am Bodensee und von 1935 bis 1943 in Florenz. Danach lebte er bis zu seinem Tod in Montagnola am Luganer See.

Auch im Graphischen Kabinett dreht sich alles um die Freude am Leben, und zwar anhand von Mythen, Märchen und Motiven vom Goldenen Zeitalter, von Arkadien oder vom Schlaraffenland. „La joie de vivre" ist der Titel eines Buches von Emile Zola, der im ausgehenden 19. Jahrhundert programmatisch für den Ausbruch der Avantgarde aus gesellschaftlichen Zwängen jeder Art stand – kein Wunder, dass Vincent van Gogh in einem Stillleben die Bibel und das Buch Zolas einander gegenübergestellt hat. In den wesentlichen Kunstströmungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts – Fauvismus und Expressionismus – spielt das Ideal des einfachen Lebens im Einklang mit der Natur eine bedeutende Rolle. Es geht um die harmonische Verschmelzung von Kunst, Natur, Lebensfreude, um den Glauben an eine bessere, glücklichere Welt, um die Vision einer arkadischen Natur, um elementare Wesenssummen des Menschen. Die Graphische Sammlung bewahrt zu diesem Motivband großartige Beispiele etwa von Erich Heckel, Aristide Maillol, Otto Mueller, Max Pechstein und Auguste Renoir. Im Zentrum der Ausstellung steht eine Reihe von Arbeiten Hans Purrmanns, der als Schüler von Henri Matisse das mediterrane Arkadien mit Elementen des deutschen Expressionismus verbindet. Für einen augenzwinkernden Hinweis auf (nicht nur) spezielle Pfälzer Lebensfreude sorgen Lithographien von Max Slevogt.

Zur Ausstellung erscheint die 44-seitige Publikation „Hans Purrmann: ‚Der Natur entrücke ich mich niemals’" mit zahlreichen Abbildungen zum Preis von acht Euro (ISBN 978-3-89422-168-3). Der 72 Seiten umfassende Bestandskatalog der Graphischen Sammlung, Band VII, mit dem Titel „Hans Purrmann – Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik" liegt seit 1996 zum Preis von 7,60 Euro vor (ISBN 3-89422-091-0). Die Pfalzgalerie Kaiserslautern, Museumsplatz 1, ist mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und dienstags von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Informationen sind unter