Bei der diesjährigen Gedenkfeier im ehemaligen Internierungslager Gurs übernimmt der Bezirksverband Pfalz erstmals die Sprecherolle der Arbeitsgemeinschaft zur Pflege und Unterhaltung des Deportiertenfriedhofs. Das heißt Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder wird zusammen mit einer Delegation sowie Jugendlichen aus der Pfalz und aus Baden am 21. April nach Südwestfrankreich reisen und bei der Feier auf dem Lagerfriedhof eine Rede halten.
Die rund 45 jüdischen und nichtjüdischen Jugendlichen, die eine Woche unterwegs sind, besuchen nicht nur die Gedenkfeier und das ehemalige Lager in Gurs, sondern auch die Synagoge in Pau und die Gedenkstätte in Izieu, das in der NS-Zeit ein Kinderheim war. Darüber hinaus nehmen sie an Workshops teil. Auf dem Programm der Delegation steht neben dem Besuch der Gedenkstätte auch eine Buchvorstellung: Roland Paul, Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, legt die Neuerscheinung Gretl Drexler eine Landauerin schreibt aus Mannheim, Gurs und Grenoble (1939-1942) vor. Die Jüdin wurde 1940 ins Internierungslager in Südwestfrankreich deportiert. In ihren Briefen und Karten, die sie von 1940 bis 1942 an ihre Schwester in der Schweiz geschrieben hat, offenbart sich der ganze Schrecken des menschenverachtenden Lagerlebens.
Am 22. Oktober 1940 verschleppten die Nazis über 6.500 Juden aus der Pfalz, Baden und dem Saarland nach Gurs. Viele starben aufgrund der katastrophalen Zustände bereits im Lager oder wurden von dort in Todeslager transportiert. Seit einigen Jahren beschäftigt sich der Bezirksverband Pfalz intensiv mit dem dunkelsten Kapitel der pfälzischen Geschichte und lädt jährlich Jugendliche zu einer Gedenkfahrt ein. 2001 bewilligte der Bezirkstag Pfalz einen Zuschuss von 25.000 Euro zur Errichtung einer Gedenkstätte auf dem ehemaligen Lagergelände in Gurs, das nach Kriegsende eingeebnet und mit Bäumen bepflanzt wurde. 2006 trat der Bezirksverband Pfalz der Arbeitsgemeinschaft badischer Städte bei und zahlt nun jährlich einen Zuschuss von 5.000 Euro für die Pflege und Unterhaltung des Friedhofs, auf dem etwa 1.070 deportierte Juden aus Baden und der Pfalz beerdigt sind.