Gedenkstein für die Opfer der NS-Psychiatrie

Gedenkveranstaltung in Frankenthal

"Dem Vergessen entgegenzuarbeiten – das ist unser Ziel", sagte der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus beim Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte in Frankenthal. Auf dem Gelände der ehemaligen psychiatrischen Klinik des Bezirksverbands Pfalz wurde ein Gedenkstein für die Opfer der NS-Psychiatrie errichtet. Es sei unsere Verpflichtung, mahnte Wieder, auch "die dunklen Seiten der Geschichte, die leidvollen Ereignisse wach zu halten und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen". Fest stehe, dass in der Kreis-Kranken-Heil- und Pflegeanstalt aller Wahrscheinlichkeit nach zwar nicht gemordet worden sei, sie aber "Ausgangs- und Durchgangsstation für Menschen war, die Opfer nationalsozialistischer Politik wurden". Nachweislich seien von hier aus Personen in das französische Internierungslager Gurs sowie in andere Anstalten deportiert worden, wo ein Teil von ihnen auch zu Tode kam. Die NS-Ideologie habe Menschen in Klassen eingeteilt und entschieden, wer leben durfte und wer nicht. Ihr Ziel sei es gewesen, den Menschen ihre Rechte, ja sogar ihre Würde zu nehmen. Deshalb sei von den Gründungsvätern der Bundesrepublik Deutschland im Bürgerlichen Gesetzbuch an oberster Stelle die Würde des Menschen als unantastbar verankert worden.

Die musikalische Gestaltung der Gedenkfeier übernahmen Egbert Lewark und Sabine Roschy von der Städtischen Musikschule Frankenthal sowie Andreas Frey. Hans-Oskar Koob vom Pfalzinstitut las seinen Text "Erster Schultag", in dem er einen Bogen von der Gegenwart zur dunklen Vergangenheit des Schulgebäudes schlug. Nach einem ökumenischen Gebet der beiden Religionspädagoginnen des Pfalzinstituts für Hörsprachbehinderte entzündeten Schülerinnen und Schüler Kerzen am Gedenkstein. Er wurde nach dem Vorbild des 1993 im Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie errichteten Steins von Schülern der Meisterschule für Handwerker gestaltet und trägt die Aufschrift: "Den Opfern der nationalsozialistischen Psychiatrie zum Gedenken – den Lebenden zur Mahnung". Am Nachmittag fand im Pfalzklinikum in Klingenmünster ein ökumenischer Gedenkgottesdienst mit Kranzniederlegung am dortigen Gedenkstein statt.