Mit der Einweihung der Gedenktafeln wollen wir die Dimensionen des Leids umreißen, das die Patientinnen und Patienten aus der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster während der NS-Herrschaft erleiden mussten, sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder auf der Gedenkstätte für die Opfer der NS-Psychiatrie beim Pfalzklinikum Klingenmünster. Viele von ihnen sind aus unserem Gedächtnis verschwunden, weil sie kein eigenes Grab erhielten. Ihrer wollen wir gedenken, so Wieder weiter. Das sei man auch den Angehörigen schuldig, die von Generation zu Generation aufs Neue fragten, was mit ihren Verwandten geschehen sei. Dies sei der nächste Schritt, die Gedenk- und Erinnerungskultur weiterzuentwickeln, die seit rund 20 Jahren im Pfalzklinikum gepflegt werde.
Pfalzklinikum-Geschäftsführer Paul Bomke bekannte sich zur Verantwortung: Die Tafeln sind für uns Auftrag, die Beteiligung der Menschen am gesellschaftlichen Leben trotz Kostendrucks im Gesundheits- und Sozialwesen zu fördern und einzufordern. Wichtige Instrumente hierfür seien die Einbeziehung von psychisch Kranken, um deren Isolation zu verhindern, sowie mündige Mitarbeiter und Führungskräfte, die den Mut hätten, bei Fehlentwicklungen Widerspruch einzulegen. Der Kulturwissenschaftler Dr. Christof Beyer, der über die Geschichte der Psychiatrie in Klingenmünster promoviert und die Tafeln mitkonzipiert hatte, umriss den historischen Hintergrund. Zur Verantwortung der heute in der Psychiatrie Tätigen nahm Brigitte Anderl-Doliwa als Mitglied des Klinikumsvorstands Stellung.
Die Tafeln, die in der Nähe der Skulptur von Volker Krebs aufgestellt wurden, haben Schülerinnen und Schüler der Meisterschule für Handwerker Kaiserslautern, die wie das Pfalzklinikum zum Bezirksverband Pfalz gehört, in wetterfestem Stahl gefertigt. Eine Informationstafel am Hauptweg gibt Auskunft über die Menschen, die in der Klingenmünsterer Heil- und Pflegeanstalt Opfer der NS-Psychiatrie wurden, die andere nennt Orte außerhalb von Klingenmünster, an denen Patienten der Anstalt misshandelt und getötet wurden. Eine Gedenktafel links neben der Skulptur erinnert an insgesamt mehr als 2.000 Menschen aus der Anstalt Klingenmünster, die zwischen 1940 und 1945 Opfer der Psychiatrie im Nationalsozialismus wurden, weil sie krank, schwach oder nur anders" waren.