„Vom Wandervogel zum Lifestyle-Event“ heißt eine Ausstellung in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern, die sich mit Freizeit und Erholung im Pfälzerwald seit der Romantik beschäftigt. Seit dem 19. Jahrhundert gebe es eine neue Art des Wanderns, erläuterte Institutsdirektorin Dr. Sabine Klapp bei der Eröffnung der Schau: „Natur dient der Erholung und Erbauung.“ Die Ausstellung zeige einen kurzen Abriss über die Freizeitnutzung im Pfälzerwald seit dem 19. Jahrhundert, stelle die Wanderbewegung – den Pfälzerwald-Verein (PWV), die Naturfreunde und die Wandervögel – vor und widme sich mit Teilen von Hightech-Ausrüstung der heutigen Zeit. Auch das Biosphärenreservat als Beispiel für sanften Tourismus werde thematisiert. Dokumente, Abbildungen, Objekte und Literatur von privaten Leihgebern, aus dem Victor-Carl-Archiv der Pfalzbibliothek, vom PWV und den Naturfreunden habe Kuratorin Claudia Germann zusammengetragen. Ein Regal mit ausleihbarer Literatur stehe auch zur Verfügung, und es gebe ein kleines kulinarisches Angebot des Hofguts Neumühle, beispielsweise Dosenwurst sowie Honig, das erworben werden könne. Klapp wies auf eine Tagung des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde am Freitag, 8. Juni, im Haus der Nachhaltigkeit in Johanniskreuz mit dem Titel „Der Pfälzerwald in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ hin, zu der auch zwei Exkursionen am Samstag, 9. Juni, gehörten.
„Was wir heute Pfälzerwald nennen, ist weitgehend von Menschenhand gemacht“, so eröffnete Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder seinen Einführungsvortrag. Um die erste Jahrtausendwende seien große Teile Mitteleuropas von Urwald mit wenigen Siedlungsinseln bedeckt gewesen. Dies änderte sich, als die mittelalterlichen Herrscher ihre Burgen bauten und aus militärischem Kalkül den Wald auf den Hügeln gerodet hätten. Auch im 19. Jahrhundert seien viele Teile entwaldet gewesen. Erst als die Pfalz nach dem Wiener Kongress 1815 zu Bayern kam, habe man vor allem mit Kiefern aufgeforstet. Als „ingenieurtechnische Meisterwerke“ bezeichnete er die Trifte und Wooge, die man anlegte, um ein Meter lange Baumstämme zu transportieren. Durch die Industrialisierung in den Städten hätten die Menschen die Natur zur Erholung entdeckt. Um 1900 gründeten sich der PWV, die Naturfreunde und die Wandervogelbewegung, auch die ersten Hütten entstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien überall Hütten als Stätten der Naherholung erbaut worden. Durch die Vielzahl der Erholungsuchenden sei der Schutz der Natur wichtig geworden, und so habe man Wanderwege und später auch Wanderparkplätze angelegt. 1958 habe man den Verein Naturpark Pfälzerwald gegründet, um für das Gebiet einen Schutzstatus zu bekommen. Mitglieder seien von Anfang an der Bezirksverband Pfalz sowie die kreisfreien Städte und Landkreise der Pfalz gewesen. 1992 sei der Pfälzerwald von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt worden, seit 1998, seit genau 20 Jahren, sei er zusammen mit den Nordvogesen ein grenzüberschreitendes Biosphärenreservat, dessen Schutzstatus alle zehn Jahren überprüft werde. Wichtig sei dabei, dass sich Mensch und Natur im Einklang miteinander befinden. 2014 habe schließlich der Bezirksverband Pfalz die Trägerschaft für den Pfälzerwald übernommen und seitdem zahlreiche Projekte in Angriff genommen, beispielsweise „Chance Natur“, das mit neuen Hirtenwegen im Pfälzerwald der Offenhaltung von Wiesentälern diene; desweiteren sei ein Sanierungsprogramm für die Hütten geplant, auch wolle man einen Sternenpark ausweisen, der den Pfälzerwald bei Nacht in den Blick nehme.
Mit Wanderliedern brachte der Musiker Michael Geib die Zuhörerschaft, die kräftig mitsang, in Stimmung. Die Ausstellung ist bis 30. Juni in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern, Bismarckstraße 17, montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr zu sehen (Eintritt frei).