Der dienstälteste Psychologe der Klinik für Forensische Psychiatrie wurde im April aus dem aktiven Dienst des Pfalzklinikums verabschiedet: Für Heiner Pfaff beginnt nun die Freistellungsphase der Altersteilzeit. Geschäftsführer Rainer Anstätt, Chefarzt Dr. Michael Noetzel und Peteris Venteris als Leiter des Pädagogisch-Pflegerischen Dienstes, Personalratsvorsitzender Martin Schlimmer-Bär sowie viele Wegbegleiter dankten dem 58-jährigen Psychotherapeuten für drei Jahrzehnte engagierter Arbeit.
"Als ich 1977 mein Studium an der Freien Universität Berlin abgeschlossen hatte und nach Klingenmünster kam, sammelte ich erst mal Erfahrungen in der Suchtabteilung und in der Allgemeinen Psychiatrie. Damals gab es noch keine Spezialklinik für Patienten, die im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung eine rechtswidrige Tat begangen hatten", erinnert sich Heiner Pfaff. Auch das wachsende Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung habe dann zur Veränderung geführt. Heute gibt es drei Kliniken für Forensische Psychiatrie in Rheinland-Pfalz: bei Andernach, in Alzey und in Klingenmünster. "Besserung und Sicherung heißt der gesetzliche Auftrag der Kliniken", sagt Chefarzt Dr. Noetzel und fügt hinzu: "Dass die humanistischen Prinzipien des Grundgesetzes sich im Maßregelvollzugsgesetz des Landes Rheinland-Pfalz deutlich widerspiegeln, daran hat Heiner Pfaff einen wichtigen Anteil."
Dieser konzeptionelle Ansatz bietet den Patienten die Chance, nach erfolgreicher Therapie wieder in die Gesellschaft zurückzukehren. "Darauf müssen sie gut vorbereitet sein", weiß der erfahrene Therapeut Pfaff. Deshalb hat er sich schon früh dafür eingesetzt, neben dem hoch gesicherten Bereich und weniger stark gesicherten Stationen auch eine offene Wohngruppe auf dem Klinikgelände einzurichten. 1996 war es dann soweit, dass der "Vordenker" – so Dr. Noetzel – mit Patienten und Kollegen die Einweihung der ersten Forensik-WG in Rheinland-Pfalz feiern konnte. Dass Maßregelvollzug ein Erfolgsmodell ist, wies er mit zwei veröffentlichten Studien nach, deren Ergebnisse in einschlägigen Lehrbüchern zitiert werden. Doch er schrieb nicht nur wissenschaftliche Artikel, sondern auch für die Mitarbeiterzeitschrift "Inform" und ihren Vorgänger "Landeck-Spiegel".
Im Personalrat, in der Gewerkschaft ver.di und im Arbeitskreis Ethik hat sich Heiner Pfaff immer wieder dafür stark gemacht, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die engagiert "für Patienten mit sehr kleiner Lobby" arbeiten, vernünftige Arbeitsbedingungen brauchen. Durch das Modernisierungs- und Neubauprogramm habe sich in der Forensik vieles sehr positiv verändert, erkennt er an, aber die finanziellen Probleme der Kliniken bundesweit erfüllen ihn mit Sorge. "Psychisch kranke Menschen brauchen Weggefährten, die für sie da sind, die sie unterstützen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten fordern und fördern." Dabei ging Heiner Pfaff selbst auch ganz unkonventionelle Wege. Mit seiner Tenorstimme und Gitarre oder Mundharmonika hat er die Patienten zu Begeisterungsstürmen hingerissen und den einen oder anderen motiviert, selbst in der Forensik-Band mitzuspielen. Auch die Malaktion für Patienten hat er angeregt, die zurzeit vom Klingenmünsterer Maler Peter Bieselt begleitet wird.
Seine Leidenschaft zur Musik, vor allem Jazz und Gospel, werden verhindern, dass er in Landau nun an Langeweile leidet. Mit einem mitreißenden musikalischen Rückblick hat Heiner Pfaff bei der Abschiedsfeier seine Sicht auf die Entwicklung des Pfalzklinikums präsentiert. Geschäftsführer Rainer Anstätt hofft, den Psychologen der Pionier-Generation auch künftig ab und an im Pfalzklinikum zu treffen. "Schon heute lade ich Sie ganz herzlich zum Tag der Psychiatrie am 8. Juni ein, und dann natürlich im nächsten Jahr zum Ehemaligen-Treffen."