Hier war einer am Werk, der Spuren hinterlassen hat

Ministerpräsident und Bezirkstagsvorsitzender verabschieden Geschäftsführer Rainer Anstätt in den Ruhestand

Bei einem Festakt im Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie in Klingenmünster haben am 29. Januar 2010 zahlreiche Wegbegleiter die Leistungen von Rainer Anstätt gewürdigt. Einen Tag vor seinem 65. Geburtstag wurde der Geschäftsführer im Beisein seiner Frau Margit und seiner Familie auch von den Beschäftigten sehr herzlich in den Ruhestand verabschiedet.

Im festlich geschmückten Kommunikationszentrum des Klinikums begrüßte Bezirkstags- und Verwaltungsratsvorsitzender Theo Wieder etwa 300 Gäste, unter ihnen Ministerpräsident Kurt Beck und seine Frau Roswitha als Kuratoriumsvorsitzende des Vereins zur Unterstützung gemeindenaher Psychiatrie. Anhand einer Präsentation zeichnete Wieder wichtige Stationen des über 12-jährigen Weges von Anstätt nach, der Ende 1997 als erster Geschäftsführer nach Klingenmünster gekommen war. Der Bezirkstagsvorsitzende wählte das Symbol eines Steines, um „das herausragende Engagement“ Anstätts zu charakterisieren: „Mit Steinen kann man Fundamente legen, man kann Wege gestalten und Brücken bauen – ein Stein kann ein Fels in der Brandung sein“, zog Wieder Parallelen zum Wirken des Geschäftsführers als „Architekt, Bauherr und solider Handwerker“. Mit der Regionalisierung der Psychiatrie, dem Aufbau neuer Strukturen und neuer Kommunikationsformen habe der „Teamplayer gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Berge versetzt“. Wieder betonte Anstätts Einsatz für die Entstehung der Pfälzischen Gedenkstätte für die Opfer der NS-Psychiatrie und schlug eine Brücke in die Gegenwart: „Wirtschaftliche Überlegungen sind wichtig, sie dürfen aber nie die Würde der uns anvertrauten Menschen relativieren.“ Herzlich dankte er Rainer Anstätt für seine „große Lebensleistung:Sie haben sich um dieses Haus verdient gemacht.“

„Dass da 1997 ein Mann zur richtigen Zeit an die richtige Stelle gekommen ist, könnte man schon eine Fügung nennen“, erklärte Ministerpräsident Kurt Beck. „Die Motivation der Menschen auf einer – im doppelten Wortsinn – Dauerbaustelle hochzuhalten, das ist weiß Gott etwas Besonderes.“ Dies sei nur möglich gewesen, „weil dahinter ein Konzept und eine Logik standen: Hin zur gemeindenahen Psychiatrie.“ Wer die Psychiatrie in Klingenmünster von früher kannte und das Pfalzklinikum heute betrachtet, der könne nur sagen: „Hier ist einer am Werk gewesen, der Spuren hinterlassen hat.“ Nach Jahrhunderte währender Benachteiligung psychisch kranker und behinderter Menschen „sind wir in Rheinland-Pfalz einen Riesenschritt vorangekommen“; und dazu habe Rainer Anstätt einen wichtigen Beitrag geleistet.

In seinem Grußwort sagte der Erste Kreisbeigeordnete Nicolai Schenk auch im Namen von Landrätin Theresia Riedmaier: „Herr Anstätt ist ein Glücksfall für den Landkreis. Dieser Satz ist wohlüberlegt und bedacht in der Gegenwartsform formuliert. Denn: In den Zeiten großer Umbrüche – politischer, konzeptioneller und baulicher Veränderungen – und der notwendigen Vorbereitung auf neue Rahmenbedingungen musste eine Persönlichkeit wie Rainer Anstätt aus Vorhergegangenem und Bestehendem etwas Neues und in der Zukunft Beständiges formen. Das ist gelungen und diese große Leistung wirkt weit in die Zukunft.“

Für den Klinikumsvorstand und die Einrichtungsleitungen des Pfalzklinikums wünschte der Ärztliche Direktor Prof. Reinhard Steinberg dem Jubilar „viel Glück in der dritten Lebenszeit“. Auch wenn es oft nicht leicht gewesen sei und vieles hart verhandelt wurde: „Für die Patienten und für die Mitarbeiter haben Sie die richtigen Entscheidungen getroffen. Sie können mit Zufriedenheit und Genugtuung auf ihr Wirken zurückblicken.“ Gemeinsam mit Pflegedirektorin Julitta Hinz wünschte Steinberg dem Ehepaar Anstätt eine erlebnisreiche Reise zu einer Opernaufführung in der „Arena di Verona“ – ein Geschenk von Führungskräften des Klinikums.

Im Namen der über 1.400 Beschäftigten wandte sich der Personalratsvorsitzende Martin Schlimmer-Bär an den scheidenden Geschäftsführer. Er erinnerte sich an das Auswahlverfahren vor Anstätts Amtsantritt und resümierte nach gut zwölf Jahren: „Die Entscheidung fiel damals auf Sie, und sie war richtig. Mit der nötigen Ruhe haben Sie den Supertanker Pfalzklinikum durch viele Untiefen gesteuert.“ Der „partizipative Prozess“, den Anstätt eingeleitet hatte, sei „Wasser auf die Mühlen des Personalrats gewesen. Wir haben uns von Ihnen unterstützt gefühlt.“

Als Vertreter der pfälzischen Krankenhausdirektoren und Geschäftsführer sprach Claus Wadle, Verwaltungsdirektor des Kreiskrankenhauses Grünstadt, der Anstätt 1985 als Kollegen im benachbarten Frankenthaler Krankenhaus kennen und schätzen gelernt hatte. „Wichtigtuerei war nie seine Art, vielmehr waren es Bescheidenheit, Fachkompetenz und Kollegialität, die den Namen Rainer Anstätt weit über das Pfalzklinikum hinaus bekannt machten.“

Paul Bomke, der ab 1. Februar von der Funktion des Stellvertreters in die Geschäftsführerfunktion wechselt, moderierte die Veranstaltung. Er grüßte die Beschäftigten, die „jetzt, wo wir hier feiern, auf den Stationen, Wohngruppen und in den ambulanten Diensten tätig sind“ und dankte allen, die den Festakt vorbereitet hatten. Dann richtete er seinen Dank an Rainer Anstätt „für die gemeinsamen Jahre und für das Vertrauen, dass ich dieses Amt jetzt antreten darf.“ Der Geschäftsführerwechsel war auch im Grußwort des Landkreises Südliche Weinstraße thematisiert worden. Anstätt habe klug überlegt seine Nachfolge vorbereitet. „Auch das zeichnet ihn als Führungspersönlichkeit aus: Verantwortung für folgende Jahre insoweit zu tragen, als man ein gutes Lebenswerk in gute Hände gibt.“

Die vielen Worte der Würdigung wurden rockig umrahmt. Für musikalische Highlights sorgten Künstler des Pfalztheaters Kaiserslautern: Musical-Star Andy Kuntz, Günter Werno am Keyboard und der Saxofonist Helmut Engelhardt begeisterten die Gäste mit ihren Songs. Ganz besonders freute sich Rainer Anstätt über sein Lieblingslied „Crocodile Rock“.

„Ich bin geplättelt“ fand der angehende Ruheständler dann auf gut Pfälzisch die passenden Worte. Sehr bewegt versicherte er, dass die vielen Glückwünsche und Geschenke ihn an die gemeinsame „schwierige, arbeitsreiche, aber auch tolle Zeit erinnern“ werden. Das Erreichte sei das „Ergebnis einer tollen Zusammenarbeit mit vielen Menschen, allen voran die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“. In das „große Dankeschön“ schloss er alle ein, die an der „Neuerfindung des Pfalzklinikums“ auf ihre Weise mitgewirkt haben: Von den Sekretariatsmitarbeiterinnen über die auf Stationen und Wohngruppen Beschäftigten bis hin zu den politisch Verantwortlichen im Bezirksverband Pfalz und im rheinland-pfälzischen Landtag. Ausdrücklich dankte er Theo Wieder und seinen Amtsvorgängern sowie Ministerpräsident Kurt Beck und Gesundheitsministerin Malu Dreyer für ihre stete Unterstützung der Arbeit mit kranken und behinderten Menschen. Nicht zuletzt dankte er seiner Frau Margit, ohne die er seinen Berufsweg „nie so erfolgreich“ hätte gehen können. Er habe „keinen Tag bereut“ und es falle ihm schon „ein bisschen schwer, heute Adieu zu sagen“. Dem neuen Geschäftsführer Paul Bomke und dem großen Pfalzklinikum-Team wünschte er viel Glück und Erfolg.

Anschließend stärkten sich die Gäste am Büfett, wieder sehr ansprechend angerichtet vom Gastronomie-Team des Pfalzklinikums. Mitarbeiter- und Patientenbands brachten Rainer Anstätt noch das eine oder andere Ständchen, bevor sich die Familie mit den beiden erwachsenen Kindern Ralf und Ilka, mit den drei Enkeln Julian, Malte und Finn sowie mit Freunden aufmachten, in den Geburtstag und den beginnenden „Unruhestand“ hineinzufeiern.