Hofgut Neumühle ist Kompetenzstelle für ganz Rheinland-Pfalz

Neue Lehrwerkstätte für Milchviehhaltung eingeweiht

Dr. Karl Landfried (rechts) erläutert die Vorzüge des neuen Kuhstalls: Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder und Landwirschaftsminister Hendrik Hering (von links) sind beeindruckt

Von „einem Quantensprung im Bereich der Milchviehwirtschaft" sprach der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder anlässlich der Einweihung der neuen Lehrwerkstätte im Hofgut Neumühle bei Münchweiler an der Alsenz. Der neue Kuhstall beherberge künftig 150 Milchkühe und ebenso viele Jungtiere, sodass „Landwirte hier einen modern ausgestatteten Ort für Wissens- und Fertigkeitsvermittlung vorfinden und sich anhand unterschiedlicher Systeme für ihre Praxis informieren können." Das Gebäude warte mit den neuesten technischen Errungenschaften aus der Milchviehhaltung auf, wie etwa zwei unterschiedlichen Melksystemen, einer Verwiegeanlage für Futter, einem Herdenmanagementsystem und einem automatischem Kuhtreiber. Dr. Karl Landfried, Leiter des Hofguts Neumühle, habe den Bezirksverband Pfalz im Laufe der langjährigen Planungen mit Nachdruck und Fingerspitzengefühl von der Wichtigkeit der Investition für die Aus- und Weiterbildung der Landwirte sowie das Versuchswesen überzeugt.

Auch der rheinland-pfälzische Landwirtschaftsminister Hendrik Hering war beeindruckt von der rund 140 mal 40 Meter großen Anlage und ihrer „gebotenen Vielfalt im Unterrichts-, Produktions- und Versuchsstall". „Viele junge Landwirte werden hier wertvolle Unterweisung erhalten". Das Hofgut Neumühle sei durch das eineinhalb Jahre dauernde Bauprojekt nachhaltig gestärkt worden: „Hier liegt das Kompetenzzentrum für Milchviehhaltung in Rheinland-Pfalz", so Hering. Er ging auch auf die derzeitige Diskussion um den Milchpreis ein und prangerte die Preispolitik der Discounter an, die eine „Provokation für die Landwirte" sei. Sie bekämen nämlich für einen Liter Milch nur 20 Cent, was untragbar sei. Er prognostizierte, dass sich von den 2.600 Milch erzeugenden Betrieben in Rheinland-Pfalz in den kommenden zehn Jahren nur etwa die Hälfte halten könne. Um im Konkurrenzkampf zu bestehen, müssten die Landwirte investieren.

Mit dem Neubau, der mit insgesamt drei Millionen Euro veranschlagt ist, hat der Bezirksverband Pfalz im Januar 2008 eines der größten Investitionsprojekte am Hofgut Neumühle in den vergangenen Jahren in Angriff genommen; mit 250.000 Euro bezuschusste das Land den Neubau. Die Milchviehhaltung stellt im Rahmen des Kooperationsvertrags mit dem Land einen Aufgabenschwerpunkt des Hofguts Neumühle dar; das Bauprojekt ermöglicht eine Verdoppelung des Tierbestands.

Marcel Müller von der Landjugend Rheinhessen-Pfalz weiß aus eigener Erfahrung, dass landwirtschaftliche Aus- und Fortbildung „für Junglandwirte nirgends so praxisnah erlebbar ist wie hier"; das Angebot des Gutshofs sei durch die neue Lehrwerkstätte hervorragend ergänzt worden, so der Jungbauer. Das neue Milchviehgebäude, so Dr. Karl Landfried, Leiter der Lehr- und Versuchsanstalt, diene als „Ansporn, auch weiterhin erfolgreich für die landwirtschaftliche Aus- und Fortbildung sowie Versuche im Bereich der heimischen Milchviehhaltung tätig zu sein". Er kündigte an, dass die Milchkühe, die sich derzeit in einem laufenden Futtermittelversuch befänden, Anfang August in den neuen Offenstall einziehen werden. Die neue Grundfutterwiegeanlage könne wohl Ende September in Betrieb genommen werden. Auf dem Dach montiert die Ludwigshafener Pfalzwerke-Tochter Pfalzsolar derweil noch eine Fotovoltaikanlage.

Am Tag der Einweihung beging das Hofgut den ersten Neumühler Milchviehtag mit einem Fokus auf das Thema „Kuhkomfort". Zu diesem Thema referierten Prof. Dr. Wolfgang Büscher (Universität Bonn), Dr. Harald Reubold (DLG, Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) sowie der Tierarzt Dr. Andreas Menzel (Firma Kraiburg). Bei der Fachveranstaltung präsentierten sich 20 Firmen mit ihren Produkten rund um die Milchviehwirtschaft und boten Maschinendemonstrationen.