James Bond lässt grüßen

Museum Pfalzgalerie eröffnet zwei Ausstellungen

Rauminstallation aus mehreren Teilen (im Hintergrund sind 69 Monotypien zu sehen): „Gier und Hunger“ von Tanja Fender aus dem Jahr 2009

Die Pfalzgalerie Kaiserslautern eröffnet am Dienstag, 23. März, um 19 Uhr zwei Ausstellungen. Die Werke des in Berlin lebenden, tschechischen Bildhauers Robert Barta setzen die fünfteilige Ausstellungsreihe „Reality Looks Back On Me" fort. Der Künstler verwandelt das Museum des Bezirksverbands Pfalz in gewisser Weise in einen Ort für „Dinge mit geheimnisvoller Funktion" – James Bond lässt grüßen. Zur gleichen Zeit präsentiert die Pfalzgalerie in ihren Laborräumen neue Arbeiten der in München lebenden Künstlerin Tanja Fender – ausgehend von ihrer raumgreifenden Installation „Gier und Hunger".

Wer hätte nicht schon die technischen Finessen bewundert, die der geniale Tüftler Q für die besonderen Einsätze des Spezialagenten 007 entwickelt hat? Robert Barta thematisiert mit seinen ungewohnten Skulpturen uns, die Museumsbesucher und Kunstliebhaber selbst. Mit seinen humorvollen und irritierenden Arbeiten schafft er, was keineswegs leicht zu erreichen ist: Er bringt die Museumsbesucher zum Handeln. Seine Objekte scheinen uns zunächst aus der Alltagswelt bekannt zu sein und erregen deshalb auf den ersten Blick nicht unbedingt unsere Aufmerksamkeit. Einen Spiegel beispielsweise kennt jeder. Doch Bartas Spiegel reagiert auf den Blick, den wir in ihn werfen.

Durch Barta passieren im Museum Pfalzgalerie seltsame Dinge, sobald wir uns nähern. Irritiert bleiben wir stehen und sehen uns um. Ist das ernst gemeint? „Machen" wir etwas, was eine Wirkung beim Kunstwerk hervorzurufen vermag, wenn wir sehen…? Dass dieses Anschauen keineswegs so harmlos ist, wie man zunächst meint, vermitteln Bartas Objekte, die den Besucher überraschen. Zwar geht es nicht um die Jagd nach international agierenden Schurken wie in den James Bond Filmen, aber seine Kunst gibt durchaus Anstöße, sich Gedanken zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen, wie beispielsweise zur Datenspeicherung, zu machen.

Der 1975 in Prag geborene Robert Barta hat in München studiert und lebt und arbeitet heute in Berlin. Er ist nach Katharina Moessinger und Peter Welz der dritte Künstler, den Marion Thielebein in der fünfteiligen Ausstellungsreihe „Reality Looks Back On Me" vorstellt. Ziel und Zweck der Reihe ist es, das Augenmerk auf Feedback-Phänomene zu lenken, also zu fragen, wo und vor allem wie Künstler und Künstlerinnen auf gesellschaftliche Themen und Probleme reagieren und wie sie das mit ihren Mitteln visualisieren, um uns dadurch möglicherweise eine neue Perspektive der Wahrnehmung zu eröffnen.

Tanja Fender nimmt eine junge zeitgenössische Position ein und reflektiert in ihren Plastiken und Monotypien (Einmaldrucke) die Mensch-Tier-Beziehung kritisch als aktuelles Thema der Gegenwartskunst. Sie thematisiert Ängste, Sehnsüchte, Wünsche, Schmerz, Verzweiflung und Einsamkeit. Menschenähnliche Figuren nehmen Eigenschaften von Tieren an und Tiere verkörpern menschliche Züge. Zwei überdimensionierte, sich einander aufrecht gegenüber stehende Hasen sind in der 2009 entstandenen Installation „Gier und Hunger" mit Messer und Gabel „bewaffnet". Sind sie im Begriff, jeden Moment aufeinander loszugehen oder halten sie während eines Kräfte messenden Kampfes gerade inne? Die Künstlerin hinterfragt die Begriffe „Gier" und „Hunger" und regt an, über deren Bedeutung zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Lebensbereichen nachzudenken.

Neben Glas, aus dem fragile, kleinformatige Skulpturen gefertigt sind, verwendet Tanja Fender für ihre Bodenplastiken das Material Silicon. Es ermöglicht ihr ein spontanes Arbeiten und begeistert sie aufgrund seiner hohen Plastizität und der variablen optischen Eigenschaften seiner Oberfläche. Zahlreiche serienhaft angelegte Monotypien erzählen ebenfalls von Zwitterwesen und ihren extremen Gefühlen: Liebe, Aggressivität und Gewalt. Blätter ohne Motive heißen „Atempause". Tanja Fender, geboren 1973 in Winogradar/Kirgisien, studierte nach ihrer Ausbildung zur Glasmalerin in München an der Akademie der Bildenden Künste von 2002 bis 2008, die beiden letzten Jahre im Rahmen der Begabtenförderung als Stipendiatin des Cusanuswerks.

Beide Ausstellungen sind bis 9. Mai mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und dienstags von 11 bis 20 Uhr in der Pfalzgalerie in Kaiserslautern, Museumsplatz 1, zu sehen. Weitere Informationen unter www.bv-pfalz.de.