Krankenstand sinkt in Landau, Neustadt und den Landkreisen Südliche Weinstraße und Germersheim

Ausfalltage im Landesdurchschnitt – Verbreitung von Burnout durch Job-Belastung wird überschätzt

Klingenmünster/Landau, 10. September 2013. Der Krankenstand in den Städten Landau, Neustadt und den Landkreisen Südliche Weinstrasse und Germersheim ist 2012 gesunken. Darüber informierte Ernst Dissinger von der DAK-Gesundheit am 10. September während eines Pressegespräches im Pfalzklinikum. Weitere wichtige Fakten waren: Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen um 0,3 Prozentpunkte ab. Mit 4,1 Prozent lag die Region mit dem Krankenstand im Landesdurchschnitt (4,1 Prozent). Damit waren an jedem Tag des Jahres von 1.000 DAK-versicherten Arbeitnehmern 41 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Rheinland-Pfalz wurde mit 4,7 Prozent erneut in Pirmasens und dem Landkreis Südwestpfalz gemessen. Der niedrigste Krankenstand im Land wurde mit jeweils 3,8 Prozent in den Landkreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Ahrweiler, Neuwied, Mainz-Bingen und der Landeshauptstadt Mainz verzeichnet.

Wie aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport für die Städte Landau, Neustadt und die Landkreise Südliche Weinstraße und Germersheim hervorgeht, nahmen im Vergleich zum Vorjahr bei allen Diagnosen die Ausfalltage ab. Den größten Rückgang gab es bei den Erkrankungen des Verdauungssystems mit rund 12 Prozent. Auch aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen wie auch Rückenleiden waren rund 12 Prozent weniger Fehltage zu verzeichnen. Grund hierfür war eine kürzere Erkrankungsdauer. Auch aufgrund psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen waren weniger Menschen arbeitsunfähig als im Vorjahr.

Der sinkende Krankenstand in der Region ist ein positives Signal“, kommentierte Dissinger die Ergebnisse. „Damit sich die Entwicklung positiv umkehrt, sind Arbeitnehmer und Betriebe gefragt. Zu einem gesunden Leben gehört auch der wichtige Bereich der Arbeit. Durch ein gezieltes Gesundheitsmanagement können Unternehmen selbst dazu beitragen, dass der Krankenstand bei ihren Beschäftigten sinkt. Die Ansätzen können vielfältig sein; wichtig ist dabei immer, dass die Beteiligung der Mitarbeiter bei den geplanten Maßnahmen sichergestellt wird. Deren Bedürfnisse gehen weit über die klassischen Themen wie Ernährung, Entspannung und Bewegung hinaus. Hierzu beraten wir gerne.“ Er lobtedas Pfalzklinikum als Arbeitgeber, das seit einigen Jahren in ein betriebliches Gesundheitsmanagement investiert hat. Pfalzklinikum-Geschäftsführer Paul Bomke, der mit weiteren Experten des Klinikums an dem Pressegespräch teilnahm, bot der Region an, die Kompetenz des Hauses in einen Austausch mit regionalen Unternehmen einzubringen. Vorstandsmitglied Birgit Fuchs betonte als Verantwortlichefür das Konzept im Pfalzklinikum, es komme vor allem darauf an,Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse so zu gestalten, dass Arbeit und Organisation des Unternehmens sich positiv auf die Gesundheit der Beschäftigen auswirken können.Erfüllende Arbeit sei ein wesentlicher Faktor fürWohlbefinden undhohe Lebensqualität. Beispielhaft für die Gesundheitsprävention im Pfalzklinikum nannte sie unter anderem die aktive Beteiligung der Mitarbeiter an Gesundheitszirkeln in ihren Abteilungen.

Aufklärung über Auswirkungen von Stress im Job

Einen Schwerpunkt setzt die Krankenkasse 2013 mit einer neuen Aufklärungskampagne über die Auswirkungen von Stress im Job: Eine aktuelle Langzeitanalyse für Rheinland-Pfalz zeigt, dass in den vergangenen zwölf Jahren die Fehltage bei psychischen Erkrankungen um 85 Prozent gestiegen sind. Gleichzeitig gingen die Krankschreibungen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemwegserkrankungen deutlich zurück.

Daran anknüpfend betonte Dr. Sylvia Claus, Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Klingenmünster des Pfalzklinikums, die Notwendigkeit von breit aufgestellten Präventionsprogrammen auch bei psychischen Erkrankungen. Der Rückgang von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beispielsweise sei auch auf bundesweite Aufklärungskampagnen zurückzuführen. Als Sprecherin des Bündnisses gegen Depression SÜW-LD bescheinigte sie der DAK eine vorbildliche Präventionsarbeit und Bereitschaft, neue Wege zu gehen, wie zum Beispiel bei der Möglichkeit der Zu-Hause-Behandlung durch das gemeinsame Projekt „stattKrankenhaus“ und die pflegerische Begleitung von Menschen mit psychischen Problemen und Beeinträchtigungen durch den ambulanten psychiatrischen Pflege- und Betreuungsdienstes appb.

Sind heute wirklich immer mehr Menschen psychisch krank? Oder haben sich nur die öffentliche Wahrnehmung und der Umgang mit Belastungen geändert. Nach Einschätzung von Experten nehmen die Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen vor allem zu, weil Betroffene und Ärzte inzwischen anders mit seelischen Leiden umgehen. „Viele Arbeitnehmer werden heute mit einem psychischen Problem krankgeschrieben, während sie früher zum Beispiel mit der Diagnose chronische Rückenschmerzen arbeitsunfähig gewesen wären“, erklärt Dissinger von der DAK-Gesundheit.

Burnout ist kein Massenphänomen

Vor zehn Jahren spielte auch das „Burnout“ bei Krankschreibungen kaum eine Rolle. Die aktuelle Diskussion über einen steilen Anstieg der Erkrankung in jüngster Zeit muss relativiert werden. So tritt bei Fehltagen zum Beispiel die Diagnose Depression acht Mal häufiger auf. 2012 haben die Ärzte in Rheinland-Pfalz nur bei jedem 740. Mann und jeder 430. Frau ein „Ausbrennen“ auf der Krankschreibung vermerkt. „Burnout ist offensichtlich kein Massenphänomen“, betont Dissinger. „Es ist eine Art Risikozustand und keine Krankheit.“ Der Begriff sei aber durch viele Medienberichte positiver besetzt und sozial akzeptierter als eine Depression.

Ständige Erreichbarkeit führt zu Depressionen

Laut Studie der DAK-Gesundheit sind auch berufliche Telefonate außerhalb der Arbeitszeit sehr viel weniger verbreitet, als die öffentliche Debatte vermuten lässt. In Rheinland-Pfalz geben zum Beispiel fast 54 Prozent der Beschäftigten an, dass sie noch nie außerhalb der Arbeitszeit von Kollegen angerufen wurden. 67 Prozent der Befragten bekommen nach Feierabend auch keine E-Mails. Allerdings steigt mit dem Ausmaß an Erreichbarkeit auch das Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken. Jeder vierte Beschäftigte, der ständig erreichbar ist, leidet unter einer Depression. Dissinger: „Für diese kleine Gruppe hat der Wegfall der Grenze zwischen Beruf und Privatleben einen hohen Preis.“

Obwohl psychische Erkrankungen meist zu sehr langen Ausfallzeiten führen, ist die Diagnose aus Sicht der Beschäftigten in vielen Unternehmen weiterhin eine Art Stigma. Ein Vergleich der DAK-Gesundheitsreporte für die Jahre 2004 und 2012 zeigt, dass aktuell das Verständnis von Mitarbeitern und Kollegen eher pessimistischer eingeschätzt wird. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf für Betriebe und betroffene Mitarbeiter, das Thema aus der Tabuzone herauszuholen“, fordert Ernst Dissinger von der DAK-Gesundheit. Neue Daten zeigen: Rund 42 Prozent der Beschäftigten in Rheinland-Pfalz würden es möglichst niemanden sagen, wenn sie an einer psychischen Erkrankung leiden.

Ärzte sehen mehrere Gründe für Anstieg

Die in die Studie einbezogenen Ärzte sehen in Arbeitsverdichtung, Konkurrenzdruck und langen Arbeitszeiten eine Ursache für mehr Krankschreibungen mit psychischen Diagnosen. Aus Sicht der Mediziner gibt es für nicht so leistungsfähige Mitarbeiter immer weniger Platz in der Arbeitswelt. Ferner führe fehlender sozialer Rückhalt außerhalb der Arbeitswelt zu mangelnder Widerstandsfähigkeit gegenüber psychischen Beschwerden.

Die DAK-Gesundheit hat rund 380.000 Versicherte in Rheinland-Pfalz, davon rund 30.000 in den Städten Landau, Neustadt und den Landkreisen Südliche Weinstraße und Germersheim.

Das Pfalzklinikum ist regional in der gesamten Pfalz präsent. In den Einrichtungen an zwölf Standorten werden jährlich ca. 20.000 Menschen stationär, teilstationär und ambulant behandelt und betreut. Mit ca. 1500 Beschäftigten auf rd. 1300 Vollzeitstellen ist das Pfalzklinikum einer der größten Arbeitgeber der Region.