"Der Vieh- und Fleischtag Rheinland-Pfalz hat sich zu einem wichtigen Informationsforum für die Tier haltenden Landwirte entwickelt", stellte Bezirkstagsvize Manfred Petry vor zahlreichen Teilnehmern auf der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle bei Münchweiler an der Alsenz fest. Er finde seit 1994, also zum 14. Mal statt, zum zehnten Mal auf dem Hofgut Neumühle. Die Einrichtung des Bezirksverbands Pfalz unterstütze die landwirtschaftlichen Betriebe durch bezahlbare und qualifizierte Aus- und Fortbildungsangebote vor Ort und durch die Bereitstellung geeigneter Versuchskapazitäten für praxisrelevante Untersuchungen zu Fragen der Tierhaltung und -ernährung bei Milchkühen, Aufzuchtrindern und Schafen unter Einsatz modernster Technik. "Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, hat und wird der Bezirksverband Pfalz in das Hofgut Neumühle investieren", so Petry. Nach der Sanierung des Internats und der Modernisierung der Lehrwerkstätte für die Schweinehaltung stehe in diesem Jahr der Bau einer neuen Lehrwerkstätte für die Milchviehhaltung in einer Größenordnung von über zwei Millionen Euro an.
Eberhard Hartelt vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd wies darauf hin, dass die Pfalz zwar mit nur gut einem Prozent an der Schweinefleischproduktion im gesamten Bundesgebiet beteiligt sei, diese aber dennoch eine wichtige Säule bei den rheinland-pfälzischen Betrieben bilde. Im Gegensatz zu den Bauern in Norddeutschland, die aufgrund ihrer Größenordnung von Organisationen tatkräftig unterstützt würden, müssten sich die hiesigen Schweinehalter neben ihrem Kerngeschäft allerdings auch noch um die gesamte bürokratische Abwicklung kümmern. "Damit wird die Attraktivität dieses Berufssektors kaputt gemacht", so Hartelt und fordert einen konsequenten Bürokratieabbau. Dem pflichtete auch Manfred Zelder von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz bei: "Kontrollen sind wichtig, müssen aber mit Augenmaß betrieben werden und dürfen nicht zu Wettbewerbsnachteilen führen." Jungen Menschen müsste man in der Landwirtschaft Perspektiven eröffnen, so sei vor allem der Bereich der Bioenergieerzeugung zukunftsträchtig.
Staatssekretär Professor Dr. Siegfried Englert vom Mainzer Landwirtschaftsministerium hob hervor, dass die Landwirtschaft "viel zur Schönheit unserer Landschaft beiträgt", was wiederum die Grundlagen für den Tourismus schaffe, der von zunehmender Bedeutung für das Land sei. Er bescheinigte der Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz "mit ihrer vielfältigen Produktpalette" gute Zukunftsaussichten. Am Landeswettbewerb für tiergerechte Milchviehhaltung hätten sich 22 Betriebe beteiligt, davon seien acht ausgewählt worden. Den ersten, mit 4.000 Euro dotierten Preis erhielt der Betrieb der Familie Meutes aus Rommersheim in der Eifel. Der zweite Preis mit jeweils 3.000 Euro ging an die Familie Engel aus Hetzerath im Landkreis Bernkastel-Wittlich und die Familie Marxen aus Dingdorf in der Eifel. Den dritten Platz mit 1.000 Euro belegte die Kooperation Seegers & Walterschen aus Rott im Westerwald. Mit Anerkennungen im Wert von je 500 Euro wurden die Familien Brassel aus Albessen im Landkreis Kusel, Diehl aus Erzenhausen bei Kaiserslautern, Mies aus Höhn im Westerwald und Scheib aus Schönborn im Rhein-Lahn-Kreis bedacht.
Gert Lindemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, beklagte, dass die Akzeptanz der Bürger für die Tierproduktion in Gegenden, in der diese wenig verbreitet sei, auch nur sehr gering ausfalle, ganz im Gegensatz zu Norddeutschland, wo es sehr große Fleisch erzeugende Höfe gebe. Er wies darauf hin, dass Deutschland zu den größten Agrarexporteuren der Welt gehöre. "Die Zukunft wird nicht im Binnenmarkt, sondern im Export liegen", so Lindemann, deshalb müssten wir die Chancen auf dem Weltmarkt optimal nutzen. Er versprach, dass die Bundesregierung die Ratspräsidentschaft in der EU nutzen wolle, um den Bürokratieabbau in der Landwirtschaft voranzutreiben. Dr. Karl Landfried, Leiter des Hofguts Neumühle, versteht den Vieh- und Fleischtag als Fortbildungsveranstaltung mit einem breiten Angebot. Darüber hinaus biete er eine Plattform für die Landwirtschaft, mit der Politik in Kontakt zu kommen und ihr Anregungen aus der Praxis an die Hand zu geben. Die Fachvorträge widmeten sich den Bereichen Milchviehhaltung, Schweinehaltung und Rindfleischerzeugung.