Lebenswerkpreis für Prof. Helmut Neunzert

Nominierte für Zukunftspreis Pfalz ausgewählt

Wird für sein Lebenswerk geehrt: Prof. Helmut Neunzert (Foto: FITW)

Mit dem Zukunftspreis will der Bezirksverband Pfalz herausragende innovative Ideen, Produkte, Vorhaben und Leistungen fördern, die die Zukunftsfähigkeit und die nachhaltige Entwicklung der Region stärken. Einmütig entschied die Jury, Prof. Dr. Helmut Neunzert mit dem Lebenswerkpreis zu ehren. Die Laudatio übernimmt Dr. Klaus Dreßler. Für den mit 10.000 Euro dotierten Zukunftspreis wurden Jakob Görzen, Dr. Wolfgang Reiser, Thomas Striegel und eine vierköpfige Arbeitsgruppe des Leibniz-Instituts für Verbundwerkstoffe nominiert. Nominierte des mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchspreises sind Felix Hoffmann, Jonas Mannweiler und Philipp Salm sowie Mario Schweikert und Maria-Theresa Licka. Über eine Schüleranerkennung können sich Julian Bender, Jule und Hannah Seidel sowie Jonas Spieler freuen; alle Schüler und Schülerinnen gehören zur „Jugend forscht“-Arbeitsgruppe Neustadt an der Weinstraße. Der Preisträger beziehungsweise die Preisträgerin bleibt bis zur Pfalzpreis-Gala am Samstag, 19. November, um 18 Uhr im Pfalztheater Kaiserslautern geheim.

Helmut Neunzert, emeritierter Professor und früherer Leiter des neugegründeten Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) in Kaiserslautern, beschäftigte sich mit angewandter Mathematik und wirkte prägend am Aufbau der deutschen Industriemathematik (insbesondere der Technomathematik) mit. Er wurde 1936 in München geboren und war nach dem Studium der Mathematik und Physik am Forschungszentrum Jülich tätig. Nach Promotion und Habilitation kam er 1974 als Professor für die mathematischen Grundlagen von Physik und Technik an die Technische Universität Kaiserslautern und blieb bis zu seiner Emeritierung 2004. 1996 wurde er Leiter des ITWM, das 2001 als erstes mathematische Institut in die Fraunhofer-Gesellschaft aufgenommen wurde. Neunzert engagierte sich für die europäische Zusammenarbeit, auch lag ihm die Pflege internationaler Beziehungen, unter anderem zu Schweden und Indien, am Herzen; von 2008 bis 2012 war er Technologiebotschafter der Region Kaiserslautern. Seit 2016 lebt er in Prien am Chiemsee.

Das Forschungsprojekt „All-Polymer“, für das der Wirtschaftsingenieur Jakob Görzen tätig ist und bei dem fünf Kooperationspartner aus der Pfalz und einem aus dem Schwarzwald zusammenarbeiten, greift das dringliche Thema des nachhaltigen Wirtschaftens auf. Ziel ist es, Kunststoffbauteile aus der Kunststoffindustrie aus Recyclingmaterial herzustellen. Der damit einhergehende Leistungsverlust kann durch voll recyclingfähige Kunststofffaserverbundwerkstoffe aufgefangen werden, was unterschiedlichen Kunststoffprodukten eine echte Kreislaufführung ermöglicht. Dr. Wolfgang Reiser ist Gründer und Geschäftsführer der Vision Electric Super Conductors (VESC) in Kaiserslautern, der das Konzept eines supraleitenden Systems für die Stromübertragung bis zehn Gigawatt als energieeffiziente Alternative zur Hochspannungsübertragung entwickelt hat. Supraleitende Stromübertragungssysteme, die die Firma produziert, sind beim Ausbau der Stromnetze im Zuge einer erfolgreichen Energiewende von Bedeutung, da sie keine elektrischen Verluste haben, weniger Material und Platz benötigen und keine Wärme und elektromagnetischen Felder erzeugen. Thomas Striegel beschäftigt sich in seinem Unternehmen TecTradeSolution in Neustadt mit der Gefahrenfrüherkennung, wobei ihn besonders die Waldbrandprävention im Pfälzerwald interessiert. Zusammen mit dem Forst in Edenkoben läuft ein Pilotprojekt, das auch auf andere Regionen übertragbar ist. Mithilfe einer mobilen Thermalkamera kann eine thermale Abweichung festgestellt und dann das zuständige Forstamt beziehungsweise die örtliche Feuerwehr informiert werden. So lassen sich kilometerweit Landstriche überwachen. Die Arbeitsgruppe des Leibniz-Instituts für Verbundwerkstoffe in Kaiserslautern hat einen Wasserstoffspeicher in Faserverbundbauweise entwickelt. Sie besteht aus Dr. Nicole Motsch-Eichmann, Diplom-Ingenieur Thomas Pfaff, Diplom-Ingenieur Uwe Schmitt und Prof. Dr. Michael Magin. Mit diesem Speicher werden sowohl eine erhebliche Gewichtsersparnis als auch eine bessere Ausnutzung verfügbarer Rauminhalte beziehungsweise Bauräume erreicht. Dieser Speicher, mit dem man Wasserstoff mit Nutzfahrzeugen aller Art, Bussen, Zügen und Flugzeugen transportieren kann, hat eine deutlich bessere Ökobilanz als herkömmliche aus Metall.

Eine „Pfalz-Fackel“, ein mit Holzpellets nachhaltig betriebenes Outdoor-Feuer, das bis zu vier Stunden brennt, hat Felix Hoffmann aus Rodenbach erfunden. Jonas Mannweiler und Philipp Salm aus Neustadt haben eine Drohne gebaut und mit entsprechender Sensorik ausgestattet, um die Luftqualität zu überwachen. Mario Schweikert, Neustadt, und Maria-Theresa Licka, Heidelberg, haben die „Vine Leaf Disease and Al“-App entwickelt, mit der man mithilfe von Smartphone-Bildern und künstlicher Intelligenz Rebkrankheiten erfassen und analysieren kann. Julian Bender aus Neustadt hilft mit seinem smarten Dolmetscher hörsprachgeschädigten Menschen, indem er mithilfe eines Handschuhs mit Dehnungsmessstreifen Gebärdensprache in Buchstaben umwandelt. Kleine Wasserräder haben Jule und Hannah Seidel aus Neustadt gebaut, mit denen sich Energie in kleinen und mittleren Bächen erzeugen lässt. Jonas Spieler aus Ludwigshafen hat einen smarten Hühnerstall entwickelt, bei dem die Klappe automatisch hoch- und runterfährt, Lufttemperatur und -feuchte gemessen wird und der informiert, wenn ein Ei gelegt oder Futter benötigt wird.