Am 25. Juli, knapp vier Wochen vor ihrem 91. Geburtstag, starb eine prominente Pfälzerin: Luise Herklotz. Die Jubilarin aus Speyer war eine Politikerin der ersten Stunde und über Jahrzehnte die" Frau in der pfälzischen SPD. Von 1950 bis 1951 gehörte sie dem ersten Bezirkstag Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg an. Das 1947 gebildete Land Rheinland-Pfalz hielt an dieser politischen Einrichtung fest, die die Pfälzer aus Zeiten, in denen die linksrheinische Pfalz noch dem revolutionären Frankreich angehörte, geerbt hatten. Nach dem Krieg fand am 16. Januar 1950 die erste Sitzung des Bezirkstags Pfalz in Neustadt statt zunächst mit den Landtagsabgeordneten des Regierungsbezirks. Luise Herklotz war eine beachtliche Frau, ein liebenswerter Mensch und eine allgemein anerkannte Persönlichkeit", würdigte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder die Verstorbene. Sie habe bis ins hohe Alter immer auch bei Veranstaltungen des Bezirksverbands Pfalz Präsenz gezeigt. Mit ihr starb die letzte Zeitzeugin der Wiederbegründung des Bezirkstags Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren."
Am 20. August 1918 geboren, wuchs Luise Herklotz in einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie in Speyer auf. Sie arbeitete zunächst als Redaktionssekretärin und später als Redakteurin. 1947 wurde sie Gewerkschaftsmitglied und ein Jahr später Gründungsmitglied des Journalistenverbandes Pfalz. Bereits 1945 trat Luise Herklotz der von der Militärregierung noch nicht anerkannten SPD bei und war ab 1947 Mitglied des zentralen Frauenausschusses beim Parteivorstand sowie von 1947 bis 1969 Vorsitzende der pfälzischen SPD-Frauen. Von 1947 bis 1980 gehörte sie dem Bezirksvorstand der pfälzischen SPD an. Von 1949 bis 1957 war sie Abgeordnete des rheinland-pfälzischen Landtags. 1956 kam die Politikerin in den Deutschen Bundestag, in dem sie bis 1972 wirkte.
Von 1958 bis 1962 engagierte sich Luise Herklotz im Parteivorstand; ein Jahrzehnt von 1970 bis 1980 gehörte sie der Kontroll-Kommission der SPD an. 1973 war sie Mitglied der Delegation der Bundesrepublik in der UNO-Vollversammlung, als die beiden deutschen Staaten in die Organisation aufgenommen wurden. Zwischen 1979 und 1984 setzte sie sich als Abgeordnete im ersten direkt gewählten Europäischen Parlament in Straßburg für die Öffnung der europäischen Grenzen ein. Das Engagement der vielseitig interessierten 90-Jährigen wurde oft gewürdigt: mit dem Großen Bundesverdienstkreuz, der Ehrenbürgerschaft der Stadt Speyer, der Marie-Juchacz-Plakette der Arbeiterwohlfahrt sowie Ehrungen durch den Deutschen Journalistenverband und anderen Organisationen.