Zum wiederholten Mal trafen in einem Seminar an der Pfalzakademie in Lambrecht Jugendliche aus der Pfalz Altersgenossen aus Thüringen, um sich gemeinsam dem Thema der deutschen Einheit zu widmen. An dem Austausch, der dieses Jahr unter dem Motto Die Freiheit der anderen. Diktatur und Demokratie in Deutschland stand, nahmen 13 Schülerinnen und Schüler des Leininger Gymnasiums Grünstadt und des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Bad Dürkheim sowie 16 Gymnasiasten aus den thüringischen Städten Hermsdorf und Stadtroda teil. Den Schülern der Klassenstufen 10 bis 12, allesamt nach der Wende geboren, bot das Bildungshaus des Bezirksverbands Pfalz ein abwechslungsreiches Programm; gemeinsam erörterten die Jugendlichen, wie die Mauer und die Teilung des Landes die deutsche Geschichte und die Menschen geprägt haben, wie es zur friedlichen Revolution kam und was die Menschen aus der Freiheit gemacht haben.
Eine Spurensuche im Haus der Geschichte in Bonn oder Diskussionen mit Zeitzeugen der Wende eröffneten unterschiedliche Perspektiven, der eine Gesprächsrunde mit gleichaltrigen Migranten eine weitere hinzufügte. Es geht darum herauszufinden, wie Menschen, die Erfahrungen aus anderen Kulturen haben, unsere Gesellschaft erleben, zu der sie hinzugekommen sind, eröffnete der Akademieleiter Martin Kaiser, der die Runde moderierte. Die 17-jährige Meher Mia, aus Bangladesch stammende Neustädterin, kam mit sechs Jahren nach Deutschland. Sie berichtete den Schülern von den anfänglichen Schwierigkeiten, im Land aber auch in der Sprache fremd zu sein. Ich hatte das Gefühl, dumm zu sein, nichts zu können. Für Meher, die am Käthe-Kollwitz-Gymnasium den Deutsch-Leistungskurs besucht, steht Deutschland unter anderem für Bildung, Wohlstand, Wald und alte Häuser. Ihre Gesprächspartner wollten viel wissen, etwa welche Sprache die Migrantenfamilie zuhause spricht, ob die Menschen in Bangladesch anders miteinander umgehen als hier oder welches Land für Meher Heimat ist. Trotz Vor- und Nachteilen, die sie an Deutschland erkennt, gab sie zu bedenken: Wenn ich nicht hier aufgewachsen wäre, wäre ich nicht die, die ich bin. Auch Christina Pappas, die gerade in Neustadt ihr Abitur gemacht hat und deren Eltern griechisch-deutscher Herkunft sind, differenzierte stark: In Griechenland sind die Menschen lockerer, spontaner und großzügiger, hier funktionieren die Dinge besser, das ist sehr angenehm. Gerade die Schüler aus Thüringen fanden den Programmpunkt interessant, da sie in ihrer Schule oder in der Freizeit kaum Gelegenheit hätten, Ausländer zu treffen und im Detail zu erfahren, was für eine Geschichte sie mit der deutschen Gesellschaft verbinde.
Das Ost-West-Seminar der Pfalzakademie ist ein wichtiger Baustein der Partnerschaft des Landkreises Bad Dürkheim mit dem Saale-Holzland-Kreis, die bereits seit 1990 besteht.