Drei Prozent der Fläche des Pfälzerwalds soll künftig sich selbst überlassen bleiben und so einen wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere darstellen. Bislang sind 16 Kernzonen ausgewiesen, die 2,1 Prozent ausmachen; neu hinzu kommen 13 Flächen. Die Kernzonenerweiterung sei im Dialog mit den Partnern erarbeitet worden, sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken in Johanniskreuz bei der Vorstellung des Konzepts. Sie lobte die Moderationsrolle des Bezirksverbands Pfalz, der als Regionalverband „ein Ohr für die Anliegen der Menschen vor Ort“ habe. Mit ihm zusammen sei es gelungen, „gemeinsam mit Umweltverbänden, dem Pfälzerwald-Verein sowie Kommunen eine von allen akzeptierte Erweiterungskulisse zu erarbeiten“. „Das letztendlich in großem Konsens gefundene Ergebnis mit der Berücksichtigung vieler Beteiligter zeigt, dass die Entscheidungsträger der Region die Chancen, die ein Biosphärenreservat gibt, erkannt haben und zum Wohl der Menschen entwickeln wollen“, resümierte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder. Und er bekannte, dass es bei der Übernahme der Trägerschaft des Pfälzerwalds 2014 eine Grundsatzentscheidung gab: „Wir wollen UNESCO-Biosphärenreservat bleiben und das auch leben.“ 1.493 Hektar umfasst die Ausweitung der naturbelassenen Fläche auf insgesamt 5.355 Hektar; zwölf der 13 Teilflächen liegen im Staatswald – die Stadt Kaiserslautern stellt eine Fläche von 8,5 Hektar aus ihrem kommunalen Wald zur Verfügung.
„Die Erweiterung der Kernzone trägt dazu bei, die durch Landschaftszerschneidung beeinflussten Lebensräume der Tier- und Pflanzenarten wieder zu verbinden und Natur Natur sein zu lassen“, erläuterte Höfken. Mit der Kernzone würden Tierarten wie Fledermaus, Specht oder bestimmte Käfer gefördert, die auf Totholz angewiesen sind. „Auch die Luchse und Wildkatzen werden von dem beruhigten Waldgebiet profitieren“, so Höfken. Dr. Christiane Paulus, Vorsitzende des deutschen MAB-Nationalkomitees (Mensch und Biosphäre) bezeichnete die Kernzonenerweiterung als „positiven Schritt“, das Konzept sei gut durchdacht. Es sehe vor, sechs neue Gebiete auszuweisen und sieben bestehende zu erweitern beziehungsweise miteinander zu verbinden. Nun könnten noch andere Aufgaben des Biosphärenreservats, wie die enge Zusammenarbeit mit den französischen Partnern in den Nordvogesen und die Bildung für nachhaltige Entwicklung, mit Elan angegangen werden. „So kann diese UNESCO-Modellregion für nachhaltiges Wirtschaften richtig erlebbar werden“, stellte Paulus fest.
Sodann besichtigte die Gruppe die neu geplante, knapp 274 Hektar große Kernzone „Erlenbachtal“ mit einem der schönsten erhaltenen Triftsysteme im Pfälzerwald. Dieses Gebiet stellt einen Trittstein im Biotopverbund dar und ist durch Blockschutthalden aus der Eiszeit, vielen Hangquellen und einigen fast 300-jährigen Buchen geprägt. Der Talboden des Erlenbachtals, der früher zur Trift genutzt wurde, soll aus der Kernzone ausgrenzt bleiben und Pflegezone werden, um die dort stehenden Fichten zu fällen und offene Flächen zu erhalten.