Neonröhren und Wildgatterzäune

Pfalzgalerie eröffnet zwei Ausstellungen

Aus Licht gemachte Kunst: „Lamentable“ von François Morellet aus dem Jahr 2006

Die Pfalzgalerie Kaiserslautern eröffnet am Dienstag, 18. Mai, um 19 Uhr zwei Ausstellungen. Unter dem Titel „9 + 1, Installationen" zeigt sie Rauminstallationen des Franzosen François Morellet. Mit den Werken der Berliner Künstlerin Francis Zeischegg setzt das Museum die fünfteilige Ausstellungsreihe „Reality Looks Back On Me" fort.

Bis 22. August sind die Arbeiten von François Morellet zu sehen, einem der bedeutendsten französischen Gegenwartskünstler. Der Maler, Graphiker, Objekt- und Installationskünstler hat als Vertreter der Konkreten Kunst Werke von internationaler Anerkennung geschaffen. Er steht der Minimal Art, der Op Art und der Geometrischen Abstraktion nahe. Die Ausstellung im Museum Pfalzgalerie konzentriert sich auf installative Werke von den Anfängen bis heute und präsentiert mit dem 2010 entstandenen dreiteiligen Werk „Acrobatie" eine eigens für das Projekt konzipierte großformatige Neonarbeit. Ein weiterer zentraler Bestandteil der Ausstellung ist das Werk „Lamentable" aus dem Jahr 2006, das aus acht Neonröhren besteht. Die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank Südwest ermöglichte der Pfalzgalerie im Rahmen der „museale 10" den Ankauf des Objekts. Die „museale" ist eine Kooperation der Sparda-Bank-Stiftung mit Kunstmuseen in Rheinland-Pfalz und im Saarland.

Kennzeichnend für die Arbeitsweise Morellets ist die Verwendung von Licht und komplexen Linien- und Formsystemen. Er selbst fasst seine Arbeitsfelder in fünf Gruppen zusammen: Aneinanderreihung, Überlagerung, Zufall, Interferenz und Fragmentierung. In seinen Rauminstallationen mit beweglichen farbigen Neonröhrenelementen, die seit 1963 entstehen, verselbständigt sich die Linie als formales Gestaltungselement. Ein ironisch-humorvoller Aspekt begleitet das Werk François Morellets und seine Selbstwahrnehmung als Künstler: „Ich hoffe, dass man mich schon längst nicht mehr ernst nimmt, ganz besonders, was die Grenzen der Geometrie betrifft." Und weiter: „Unter Humor verstehe ich in erster Linie eine auf sich selbst und die gelebten Situationen anzuwendende Ironie." François Morellet wurde 1926 im westfranzösischen Cholet geboren und arbeitete von 1944 bis 1949 als gegenständlicher Maler, bevor er 1950 zur Abstraktion gelangte. Von 1948 bis 1975 war er als Industrieller tätig. Als Mitbegründer der GRAV („Groupe de recherche d’art visuel", also „Forschungsgruppe Visuelle Kunst"), die von 1960 bis 1968 bestand, schuf Morellet seine ersten Installationen.

Zur Eröffnung mit Buffet und Live-Musik sprechen Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder, Museumsdirektorin Dr. Britta E. Buhlmann und Ausstellungskuratorin Dr. Annette Reich. Der Künstler ist anwesend. Das Saxophonquartett „Femmes du Sax" übernimmt die musikalische Gestaltung des Abends. Während der Eröffnung bietet die Pfalzgalerie unter pädagogischer Leitung von Trude E. Deubig und Dr. Elisabeth Voigtländer ein Programm für Kinder ab 6 Jahren an. Zur Ausstellung erscheint ein 48-seitiger Katalog.

Francis Zeischegg – Reality looks back on me 4/5

Zeitgleich zur Morellet-Ausstellung eröffnet die Pfalzgalerie den vierten Teil der Reihe „Reality looks back on me" mit Arbeiten von Francis Zeischegg, die bis 20. Juni zu sehen sind.

Raum – Grenze – Blick, das sind drei Themen, um die sich die Ausstellung der Berliner Künstlerin bewegt. Stellt man zum Beispiel einen Wildgatterzaun mitten in die Stadt, werden durch die Irritation so abstrakte Themen wie „Raum", „Grenze" und „Blick" erfahrbar und damit bewusst gemacht. Mit Zäunen, mobilen Dachkammern und Zelten befragt Zeischegg unsere mobilen Wohn- und Lebensweisen. Wie definiert man „seinen" Raum und wie lässt sich ein Territorium bei häufig nomadischer Lebensweise, wie sie die moderne Lebenswelt heute vielen Menschen abverlangt, begrenzen? Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt von Francis Zeischegg bildet die Serie der „Phonetics". In Siebdrucken führt sie uns Raumbegriffe wie „distance", territory", „zone", „home" jeweils in englischer, französischer und deutscher Sprache vor Augen. Sieht man sich Zeischeggs Siebdruck „home" an und verfolgt seine Ähnlichkeit in den drei Sprachen, kann sich ein Bedeutungshorizont öffnen, der vielleicht noch nicht poetisch ist, aber durchaus mit Assoziationen gesättigt.

Francis Zeischegg belegt die vierte Position des Projekts „Reality looks back on me". Dabei geht es um jüngere Positionen skulpturaler und installativer Arbeiten. Die Künstlerinnen und Künstler sind zwischen 35 und 45 Jahren alt und arbeiten in Berlin. Obgleich sie sich mit unterschiedlichen Themen beschäftigen, eint sie, dass sie sich in ihrer jeweiligen Thematik mit Feedback-Phänomenen befassen. Die 1956 in Hamburg geborene Zeischegg hat neben ihrem Kunststudium ein sozialwissenschaftliches Studium abgeschlossen. Nach den räumlichen Veränderungen, mit denen Robert Barta unter anderem Überwachungsinstrumente in den Museumskontext eingebracht hat, beschäftigt sie sich mit besonderen Formen von Schutzräumen. Sie widmet sich dabei der Frage, wie man in einer immer komplexer und globaler werdenden Gesellschaft einen eigenen Standpunkt findet.

Die Pfalzgalerie Kaiserslautern, Museumsplatz 1, ist mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, dienstags von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Informationen sind unter www.pfalzgalerie.de abrufbar.