Eindrucksvolles Beispiel für die demokratische Entwicklung
„Die 200-jährige Geschichte des Bezirkstags Pfalz ist zugleich die Geschichte der Herausbildung bürgerschaftlichen Selbstbewusstseins und einer freiheitlichen, werteorientierten, demokratischen Selbstbestimmung der Menschen“, sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder beim Festakt auf dem Hambacher Schloss vor über 300 Gästen. Gleich zu Beginn stimmte das Chawwerusch-Theater die Besucherschar mit Szenen aus seinem Hambacher Festbankett ein und sprach „ein Hoch auf ein republikanisch-konföderiertes Europa“ aus. Der Bezirkstag Pfalz könne, so Wieder in seiner Begrüßung weiter, nicht nur auf eine einmalige und reiche Tradition blicken, sondern stelle auch „ein eindrucksvolles Beispiel für die Entwicklungsgeschichte demokratischer Strukturen in unserem Land“ dar. Das pfälzische Parlament sei eines der ältesten Volksvertretungen in Deutschland. Er versprach, „für die Zukunft zu unseren Aufgaben zu stehen und uns auch neuen Herausforderungen zu stellen“. „Den Kommunen der Region und dem Land Rheinland-Pfalz wollen wir ein kompetenter Partner sein mit Engagement für unsere Ziele – mit Leidenschaft für das, was wir tun, mit Fleiß, Kreativität, Offenheit und Mut für alles Neue.“
Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert sei gerne in die Pfalz gekommen, um das „stolze Jubiläum“ des Bezirkstags Pfalz zu feiern. „Der deutsche Bundestag steht irgendwie in der Tradition des Bezirkstags Pfalz und des Hambacher Fests, wenngleich nicht in gerader Linie“, so der Festredner. Nirgendwo sei der Weg zur Demokratie so schwierig und langwierig wie in Deutschland gewesen. Der damalige Landrath der Pfalz von 1816 sei kein Parlament im heutigen Sinne gewesen, da er weder gewählt noch entscheidungskompetent gewesen sei. „Doch was damals begonnen wurde, war neu und ein gewaltiger Schritt hin zu einer regionalen Interessenvertretung und einer kommunalen Selbstverwaltung.“ Eine Demokratie brauche eine aktive Bürgergesellschaft und die erste demokratische Tugend sei die Verantwortung, so Lammert weiter.
Als „Instrument der regionalen Gestaltung“ bezeichnete Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Bezirkstag Pfalz, der immer wieder selbstbewusst seine Anliegen vortrage. Er sei eine „feste Größe in der Pfalz“ und der Bezirksverband Pfalz habe eine „Leuchtturmfunktion auch für andere Regionen in Rheinland-Pfalz“. Die Pfälzerinnen und Pfälzer seien Menschen mit ganz unterschiedlichen Wurzeln. Hier dürfe es keinen Platz für Intoleranz und Rassismus geben. Die enge Verbundenheit der sieben bayerischen Bezirke mit dem Bezirkstag Pfalz brachte Barbara Stamm, Präsidentin des bayerischen Landtags, zum Ausdruck. Der pfälzische Landrath sei zur Zeit seiner Gründung „etwas ganz Neues“ gewesen, der schon damals generationenübergreifende Themen vorgetragen habe. Das Kammermusikensemble des Pfalztheaters Kaiserslautern brachte den zweiten und dritten Satz aus Mozarts Hornquintett Es-Dur zu Gehör und der Frankenthaler Männerchor 03 unter Leitung von Walter Zipp leitete als Abschluss des Festakts zum geselligen Teil des Abends über.
Besucherandrang beim Pfalzfest des Bezirksverbands Pfalz in Speyer
„Wir freuen uns, das viele Tausende von Besucherinnen und Besuchern mit uns den 200. Geburtstag des Bezirkstags Pfalz gefeiert haben“, resümierte der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder am Ende des Pfalzfests in Speyer, bei dem sich im Domgarten bei strahlendem Sonnenschein die 21 Einrichtungen, die im Bezirksverband Pfalz vereint sind, mit einem attraktiven Programm präsentiert haben. „So weitläufig, wie das Gelände rund um den Dom, so weitläufig sind die Aufgaben des Bezirksverbands Pfalz“, sagte Wieder bei der Eröffnung. Und er versprach: „Sie werden begeistert sein, was die Einrichtungen, die für Attraktivität und Lebensqualität in der Pfalz sorgen, zu bieten haben.“ Diese zeigten ihre Vielfalt in den Themenwelten „Kultur“, „Bildung und Gesundheit“ sowie „Natur, Verbraucher und Energie“. Der stellvertretende Ministerpräsident und rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing lobte denn auch „die hervorragende Arbeit der hochmodernen Einrichtungen, die alle Vorzeigecharakter haben“. Theo Wieder wünschte sich, dass der Bezirksverband Pfalz in der Region die Anerkennung der Bevölkerung erfahre und als höherer Kommunalverband wahrgenommen werde, eine gute finanzielle Ausstattung seitens des Landes erhalte und für die Kultureinrichtungen, dass ihre Leistungen als Pflichtaufgaben anerkannt werden, denn „Kultur ist ein Lebensmittel für die Menschen“.
Auf der Bühne unterhielten der Musikverein Mechtersheim, die „Anonyme Giddarischde“ und die TC Big Band Haßloch und sorgten für mächtig viel Stimmung. Beim „Lewwerworscht“ Lied tobte der ganze untere Domgarten. Zwischendurch führte die Meisterschule für Handwerker den sogenannten Zimmermannsklatsch vor, das Pfalztheater sorgte für eine Tanzanimation, Astrid Vosberg und Günther Fingerle gaben Musicalmelodien und Schlager zum Besten. Viel Spaß hatten die Kinder auf der Bühne mit Elmar und Dede, ein Trommelerlebnis für Groß und Klein. Schließlich erfolgte die Verlosung „Kids on Tour“ mit Nils Nager. Für eine ausgelassene Stimmung auf dem Festgelände sorgten die Stelzenläufern „Ringelschlingel“, die Pfälzer Wandermusikanten und die Marching Band „Heartliner“, die mit Musik und artistischen Kunststücken gefielen.
Am Abend fand in der Speyerer Gedächtniskirche ein ökumenischer Festgottesdienst statt. Kirchenpräsident Christian Schad und Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann beschworen in ihren bewegenden Predigten den Gemeinschaftsgeist. „Vielfalt macht uns reich und attraktiv“, so Schad. Das Jubiläum gebe Gelegenheit, das Verbindende wiederzuentdecken. Wiesemann warnte davor, sich nicht von denen anstecken zu lassen, die Angst vor allem Fremden hätten. Man solle „den neuen Strömungen offen und wach gegenüber bleiben“. Zum Wesen des Bezirksverbands Pfalz passend stimmte die Festgemeinde dann das Lied „Zwei Ufer, eine Quelle“ an, in dem es heißt: „Ein Leib und viele Glieder, ein Geist, doch viele Gaben; zu bewahren echten Frieden, seid bestrebet allezeit.“ Den „Höhepunkt des Geburtstagsfestes“ nannte Theo Wieder dann das sich anschließende Festkonzert, bei dem Ludwig van Beethovens neunte Sinfonie zu Gehör kam, dargeboten vom Orchester und Chor sowie Extrachor des Pfalztheaters unter Leitung des Generalmusikdirektors Uwe Sandner. Besonders beeindruckte am Ende, als alle Gäste zusammen mit den Musikern noch einmal die Strophe „Freude, schöner Götterfunken“ stehend und mit Inbrunst sangen.
Impressionen des Pfalzfestes, Festgottesdienstes und des Festkonzerts
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