Psychisch Kranke und Behinderte brauchen mehr Zuwendung

Bezirkstagsvorsitzender fordert bessere Finanzausstattung von Kliniken

"Der Budget-Deckel muss weg!" forderte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder, der zugleich dem Verwaltungsrat des Pfalzklinikums für Psychiatrie und Neurologie in Klingenmünster vorsteht. "Wir brauchen eine adäquate finanzielle Ausstattung für die psychiatrischen Kliniken und Einrichtungen in der Pfalz, um unserem Auftrag gerecht werden zu können", ergänzte er. Psychisch kranke und behinderte Menschen benötigten mehr menschliche Zuwendung. "Wir dürfen nicht zulassen, dass hier weiter gespart wird." In den vergangenen 15 Jahren habe sich die finanzielle Lage der Krankenhäuser in der Bundesrepublik verschlechtert, was zu dramatischen Konsequenzen geführt hätte, sagte Wieder und verwies auf Angaben des Deutschen Pflegerats, wonach 50.000 Pflegestellen abgebaut worden seien. Im Pfalzklinikum sei zwar die Anzahl an Stellen in den zurückliegenden zehn Jahren annähernd stabil geblieben, allerdings müsse man durch die Eröffnung neuer Kliniken und Wohngruppen in der Pfalz weitere Aufgaben schultern.

Die stationären Aufenthalte in den Kliniken seien kürzer und zugleich intensiver, darüber hinaus die teilstationären und ambulanten Angebote ausgeweitet worden. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigen große Anstrengungen und ein überdurchschnittliches Engagement, um die Patienten und Bewohner trotz schwieriger Rahmenbedingungen gut zu betreuen", lobte Wieder. Dennoch habe man längst das Ende der Fahnenstange erreicht. Das Pfalzklinikum, dessen Gewährsträger der Bezirksverband Pfalz sei, müsse sich permanent mit dem Personalkostendruck auseinandersetzen. Zusätzlich dazu habe das Pfalzklinikum seit Mitte der 90er Jahren umfangreiche Neubau-, Umbau- und Modernisierungsprojekte bewältigt: So entstanden im Zuge einer gemeindenahen psychiatrischen Versorgung der Pfalz unter anderem Kliniken und teilstationäre Einrichtungen in der gesamten Region. Darüber hinaus werde der Standort Klingenmünster Zug um Zug saniert, was noch bis 2011 andauern könne.

Einhellig appellierten die Verwaltungsratsmitglieder des Pfalzklinikums an die Bundesregierung, "den Budget-Deckel aufzuheben, damit die Kliniken die Einkommenssteigerungen, die mit den beiden Tarifpartnern Ver.di und Marburger Bund vereinbart worden sind, in den kommenden Jahren finanziell abfedern können" und forderten die Landesregierung auf, dies mit ihren Mitteln zu unterstützen. Geschehe dies nicht, drohten den Kliniken 2009 und 2010 hohe Defizite, die nicht mehr durch Personalreduzierungen ausgeglichen werden könnten, ohne dass dies zu gravierenden Nachteilen für die Patientinnen und Patienten führe. "Dies will der Bezirksverband Pfalz, der seit über 150 Jahren Verantwortung für psychisch kranke und behinderte Menschen in der Region trägt, zusammen mit der Geschäftsführung, den Patientenfürsprecherinnen sowie der Personalvertretung des Pfalzklinikums mit aller Macht verhindern", sagte Wieder. "Wir werden nicht akzeptieren, dass psychotherapeutische Angebote, Musik-, Sport- oder Ergotherapie ausfallen, nur weil zu wenig Personal vorhanden ist."

Wieder erinnerte daran, dass das Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie seit zehn Jahren als Anstalt des öffentlichen Rechts geführt wird. Die neue Rechtsform, die mehr Flexibilität und schnellere Entscheidungen ermögliche, habe sich "als Erfolgsmodell erwiesen". Die gelungene Regionalisierung der Psychiatrie sei der wichtigste Beleg dafür: Im Jahr 1998 arbeitete das Pfalzklinikum in Klingenmünster und Landau, "heute ist es mit acht weiteren Standorten in Kaiserslautern, Rockenhausen, Kusel, Speyer, Wörth, Edenkoben, Dahn und Rodalben zu einem Klinikum für die ganze Pfalz geworden", stellte Wieder fest und kündigte an, dass er während eines Festaktes am 26. August ausführlich Bilanz ziehen wolle. "Das Pfalzklinikum schreibt heute schwarze Zahlen, doch wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, welchen Preis wir dafür zahlen."