Stille und Licht

Malerei von Bruno Erdmann in der Pfalzgalerie

Die Ausstellung im oberen Foyer der Pfalzgalerie Kaiserslautern zeigt vom 15. Februar bis zum 17. April eine Auswahl der "weißen" Bilder des Darmstädter Malers Bruno Erdmann (1915-2003), konkrete Arbeiten in Acryl beziehungsweise Öl auf Leinwand gemalt, entstanden zwischen 1978 und 1998. Kennzeichnend sind Verschiebungen geometrischer Formen und zarte Farbklänge, die fern von jeder Abbildlichkeit ausschließlich auf sich selbst verweisen und zur Kontemplation einladen. Mit der radikal verwirklichten Auffassung von höchster Ruhe und Klarheit, erweist sich Bruno Erdmann als ein kompromissloser Vertreter absoluter Malerei. Die Auseinandersetzung mit Farbe und ihrer Entmaterialisierung im Sinne äußerster Reduktion, durchzieht das gesamte Werk des Malers. In den gezeigten Arbeiten wird Farbe in ihrem Eigenwert als Lichtphänomen sichtbar und fordert zu verschärfter Aufmerksamkeit heraus. Erst im Laufe längerer, intensiver Betrachtung entfalten die Farbnuancen ihre unterschiedlichen Wirkungen. Nur wer Zeit und Geduld mitbringt, wird diesem Phänomen auf die Spur kommen. "Ich möchte einfach erreichen, dass die Menschen endlich einmal still sind", formulierte Erdmann seine Intention. Er sah seine Kunst als Antwort auf ein Leben, das er von Jugend an als schwierig empfunden hatte.

Bruno Erdmann wurde 1915 in Darmstadt geboren. Er studierte von 1933 bis 1937 an der Städelschule in Frankfurt am Main und war Meisterschüler im Bereich Freie Graphik bei Prof. F.K. Delavilla. 1938, damals war er Funker bei der Wehrmacht, erkrankte er an Tuberkulose. Ein Rückfall machte einen Kuraufenthalt in Davos vom Sommer 1944 bis zum Frühjahr 1945 notwendig. Das Kriegsende erlebte er in der Schweiz. Dort wurde er interniert. Seine frühen Arbeiten fielen einem Bombenangriff auf Darmstadt zum Opfer, wohin er 1951 zurückkehrte. Seit 1955 war er als freischaffender Maler tätig und wurde ein Jahr später Mitglied der "Neuen Darmstädter Sezession". Von da an fuhr er regelmäßig zu Arbeitsaufenthalten nach Paris. Er nannte diese Reisen gerne "die späten Lehrjahre des Vierzigjährigen". Nach einer vorübergehenden Hinwendung zur geometrischen Abstrahierung der Bildmotive entstanden 1959 bis 1963 informelle Gemälde. Den Collagen folgten 1972 konkret gestaltete weiße und graue Bilder. Im gleichen Jahr trat er dem "Deutschen Künstlerbund" bei. Erst spät erlangte Bruno Erdmann überregionale Aufmerksamkeit und erhielt schließlich im Alter von 66 Jahren den begehrten Villa-Romana-Preis, der ihm einen Arbeitsaufenthalt in Florenz ermöglichte. Das toskanische Licht hat den Maler zu einer entschiedenen Aufhellung der Farben veranlasst und ließ auch in der Folgezeit Farblandschaften von sensibler Intensität und differenzierter Stimmung entstehen. Am 14. Januar 2003 starb Bruno Erdmann im Alter von 88 Jahren.

Die Pfalzgalerie ist dienstags von 11 bis 20 Uhr und mittwochs bis sonntags jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet; an Karfreitag bleibt das Museum des Bezirksverbands Pfalz geschlossen, an Ostersamstag, -sonntag und -montag ist es offen.