Vielfältiges und anspruchsvolles Programm

Spielplan 2011/12 des Pfalztheaters bietet außergewöhnliche Projekte

Sorgen für ambitionierte Kulturarbeit (von links): Schauspieldirektor Thomas Krauß

Ein „vielfältiges und anspruchsvolles Programm“ will das Pfalztheater in Kaiserslautern auch in der kommenden Saison seinem Publikum bieten. Das versprach Intendant Johannes Reitmeier bei der Vorstellung des Spielplans 2011/12 und kündigte unter den 22 Premieren einige „außergewöhnliche und große Produktionen“ an. Mit berechtigtem Stolz vermeldete er, dass „das Pfalztheater in den vergangenen Jahren in der überregionalen Wahrnehmung für Aufsehen gesorgt hat“. Auch sei das Haus mit seiner Vielzahl von theaterpädagogischen Angeboten dabei, „ein kulturelles und pädagogisches Netzwerk in der gesamten Region aufzubauen“. „Es ist einzigartig, wie es das Pfalztheater geschafft hat, in die Jugendszene zu kommen“, bestätigte der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder; dies sei „langfristig angelegte Kulturarbeit“, denn der Samen werde früher oder später aufgehen. Wieder bezeichnete das Pfalztheater als „kulturellen Leuchtturm der Region“. Reitmeier sei es gelungen, ein Programm zu erarbeiten, „das aus der Theaterlandschaft herausragt“. Er erinnerte daran, dass das Haus ein mittelständischer Betrieb mit mehr als 300 Arbeitsplätzen sei. Von daher „ist Kulturpolitik auch Standort- und Wirtschaftspolitik“. Er appellierte an das Land und die Stadt Kaiserslautern, zusammen mit dem Bezirksverband Pfalz weiterhin für ein stabiles finanzielles Fundament zu sorgen. „Es darf keine Kürzungen im kulturellen Bereich geben“, so Wieder, damit „das Pfalztheater seinem Bildungsauftrag gerecht bleiben kann“.

Herausragende Musiktheaterstücke nähren die Vorfreude auf die neue Spielzeit. Einen Coup landet das Pfalztheater mit einem Romanzyklus des deutschen Fantasy-Papstes Wolfgang Holbein, dessen Bücher eine Gesamtauflage von über 37 Millionen Exemplaren erreicht haben: Die „Chronik der Unsterblichen“ ist eine Rockoper, die mit der Band „Vanden Plas“ in Kaiserslautern am 21. Januar ihre Welturaufführung erfährt. Mit Walter Braunfels Mysterienoper „Verkündigung“ setzt das Pfalztheater am 28. April 2012 seine Reihe mit Opern von im Nationalsozialismus verfemten Komponisten fort; Braunfels‘ Werk von 1934/37 wurde erst 1948 uraufgeführt und hat seitdem keine szenische Aufführung mehr erlebt. Carl Orff-Liebhaber können sich ab 17. Dezember auf „Carmina Burana“ in lateinischer und mittelhochdeutscher Sprache und „Astutuli“ in bayrischer Mundart freuen. Auch die Fangemeinde von Philip Glass kommt mit der Kammeroper „The Sound of a Voice“ ab 14. Oktober auf ihre Kosten. „Parsival“ geht ab 25. Februar zum allerersten Mal in Kaiserslautern über die Bühne – damit stimmt das Pfalztheater seine Besucher schon mal auf das Wagner-Jahr 2013 ein, in dem der 200. Geburtstag des Komponisten gefeiert wird. Während die populäre Puccini-Oper „Madama Butterfly“ am 17. September in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln die Theatersaison eröffnet, beschließt Mussorgskijs Oper „Boris Gudonow“ am 2. Juni 2012 die Spielzeit. Das Broadway-Musical „Hello Dolly“ lädt ab 22. Oktober mit zahlreichen swingenden Evergreens zu einem vergnüglichen Abend ein.

In der Schauspielsparte stehen drei Klassiker auf dem Programm, die insbesondere bei jungen Leuten sehr beliebt sind: Kafkas „Prozess“ nach dem gleichnamigen Roman zum Saisonauftakt am 28. September, Lessings großes Aufklärungsdrama „Nathan der Weise“ (ab 26. November), das nichts an Aktualität eingebüßt hat und mit dem das neue Haus 1995 eingeweiht wurde, und Brechts bitterböse und frech-fröhliche Dreigroschenoper mit Musik von Kurt Weill ab 17. März. Seine deutsche Erstaufführung erlebt das mutige Stück „Missgeburt“ am 21. März. Die neugefasste Komödie „Der Betze brennt!“ begeistert sicher nicht nur Fußballfreunde (ab 1. Oktober). Der hinreißende Liebesdialog „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer kommt ab 7. Dezember auf die Bühne. „NippleJesus“ von Nick Hornby stellt sich der Frage „Was ist Kunst?“ – ab 26. Februar in der Werkstatt extern U2, einem Refugium für das Besondere. Um Sterbehilfe geht’s in Wannie de Wijns Schauspiel „Der gute Tod“, das das Leben und nicht den Tod feiert. Andrea Maria Schenkels Bestseller „Tannöd“ ist als packendes Bühnendrama ab 12. Mai 2012 zu sehen. Mit einer neuen Produktion des Jungen Theaters ab 9. Juni 2012 verabschiedet sich dann das Pfalztheater in die Ferien.

Für die Liebhaber des Tanzes verwirklicht Ballettdirektor Stefano Giannetti zwei Projekte: das poetische Ballettmärchen „Die Schöne und das Biest“ mit Musik von Georges Auric ab 16. Februar und das Ballett „Liebesstürme“ ab 31. März, zu dem zwei Symphonien von Sibelius und Tschaikowski die musikalische Grundlage liefern. Für die Theaterbesucher von morgen gibt’s „Anton – Das Mäusemusical“ ab 10. November und das Kinderstück „Ein himmlischer Platz“ ab 1. Februar. Mit der Uraufführung des Klassenzimmerstücks „Wir schauen nicht weg!“, das um Mobbing geht und von Schulen gebucht werden kann, geht das Pfalztheater ab 31. August auf Reisen. Das Theaterprogramm wird durch eine Reihe interessanter Konzerte ergänzt; speziell für Kinder ab fünf Jahren und Jugendliche eignen sich Saint-Saëns‘ „Karneval der Tiere“ und „Wunderkind Mozart“ sowie das Kinderkammerkonzert „Musik hören – Staunen!: Schlag auf Schlag“, das nur im Rahmen eines Kinderabos buchbar ist. Weitere Informationen finden sich unter www.pfalztheater.de.