Klingenmünster. Zwangssterilisationen, Deportationen und Krankenmorde statt Hilfe fanden Patienten während der NS-Zeit in psychiatrischen Anstalten Misshandlung und Tod. Auch 2000 Klingenmünsterer Patienten wurden Opfer der NS-Psychiatrie. Wie das geschehen konnte und welches Schicksal die Patienten erlitten, zeigt die Wanderausstellung NS-Psychiatrie in der Pfalz. Seit ihrer Eröffnung im Pfalzklinikum zum 27. Januar 2012 tourt sie durch die Pfalz. Bisher war sie in Frankenthal, Schifferstadt, Deidesheim, Landau, Speyer, Kaiserslautern, Bad Dürkheim, Pirmasens, Zweibrücken und Bad Bergzabern zu sehen. Im November wird sie in Ludwigshafen gezeigt, im Dezember und Januar in Neustadt. Anfragen gibt es auch aus Silz und Annweiler. Interessierte Kommunen können sich gern für eine Ausstellung in ihren Räumen bewerben.
Am 20. August kehrt die Ausstellung für einige Wochen ans Pfalzklinikum Klingenmünster zurück. Bis 22. Oktober ist sie mittwochs von 15 bis 16.30 Uhr im Dokumentationszentrum geöffnet. Das Alleehaus befindet sich gleich links neben dem Haupteingang.
Auch außerhalb der Öffnungszeiten besteht die Möglichkeit, die Ausstellung zu besuchen oder Führungen zu vereinbaren. Ehrenamtliche Mitglieder des Ausschusses für Gedenkarbeit stehen als Ansprechpartner zur Verfügung: Michael Behrens, Helge Fani, Joachim Geiling, Gabriele Kuntz, Sabine Röhl und Christiane Sprenger.
Auf 16 Texttafeln beleuchtet die Wanderausstellung, was damals psychisch Kranken und Menschen mit Beeinträchtigungen angetan wurde. Sie zeigt unter anderem historische Dokumente und Fotos. Damit werden sowohl die Geschichte der NS-Psychiatrie als auch Lebenswege von Patienten dargestellt. Zur besseren Einordnung sind auch Entwicklungen aus dem 19. Jahrhundert bis in die 2000er Jahre hinein dokumentiert. Das inhaltliche Konzept erarbeitete der Kulturwissenschaftler Christof Beyer, der auch über die Geschichte der Psychiatrie in Klingenmünster promovierte. Die visuelle Gestaltung übernahm die Agentur zeter und mordio.
Auch am 10. September kann die Ausstellung besucht werden. An diesem Tag findet am Pfalzklinikum der erste regionale Gedenktag statt: Genau vor 75 Jahren, am 10.09.1939, wurde die Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster binnen weniger Stunden evakuiert. Patienten und Mitarbeiter mussten zu Fuß zum Bahnhof Klingenmünster gehen, wo Sonderzüge auf sie warteten, um sie in die rechtsrheinischen bayerischen Anstalten zu verlegen. Für viele begann damit der Weg in den Tod. Im Jahr 2014 wollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pfalzklinikums mit allen interessierten Menschen der Region diesen Weg nach-gehen. Start ist um 14.15 Uhr an der Klinikeinfahrt. Nach der Rückkehr wird gegen 16 Uhr im Pfalzklinikum der Einakter Leere Betten vom Chawwerusch Theater aufgeführt.
Die Wanderausstellung des Pfalzklinikums und des Bezirksverbandes Pfalz wurde gefördert von der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, der Sparkasse Südliche Weinstraße und der Karl Fix Stiftung Landau.
Info:
Pfalzklinikum
Rita Hunsicker, Sekretariat Gedenkarbeit
Telefon: 06349 900-1001
info@ns-psychiatrie-pfalz.de
www.ns-psychiatrie-pfalz.de