Wiedereröffnung der Ausstellung

Medicus – Die Macht des Wissens

Das Virus wurde etwa fußballgroß gehäkelt. Es sieht aus wie eine Kugel, von der viele Saugnäpfe abgehen.

Das Corona-Virus als Häkelarbeit: die Ausstellung wartet an verschiedenen Stationen mit aktuellster Zeitgeschichte auf.

Neue Laufzeit: 5. September 2020 bis 13. Juni 2021

Nachdem das Historische Museum der Pfalz am 14. März durch die Corona-Pandemie dazu gezwungen war, seine Tore zu schließen, eröffnet das Haus jetzt schrittweise seine Sonderausstellungen wieder: Die erfolgreiche kulturgeschichtliche Ausstellung „Medicus – Die Macht des Wissens“, die Mitte Dezember 2019 eröffnet worden war, wird vom 5. September 2020
bis 13. Juni 2021 unter Berücksichtigung der nötigen Sicherheitsvorkehrungen erneut gezeigt.

Möglich ist die Wiedereröffnung der Medicus-Schau zum einen durch das Entgegenkommen nationaler und internationaler Leihgeber, die ihre Exponate nun für einen ungewöhnlich langen Zeitraum in Speyer belassen. Zum anderen unterstützt das Land Rheinland-Pfalz die Wiedereröffnung durch eine großzügige Förderung von rund 225.000 € zur Umsetzung
coronabedingter Investitionen.

Drei Wochen später, am 26. September, wird dann auch die beliebte Familien-Schau „Der Grüffelo – Die Ausstellung“ wieder für den Publikumsverkehr geöffnet. Sie wird bis zum 27. Juni 2021 zu sehen sein. Die Sammlungsausstellungen bleiben weiterhin geschlossen. Und auch das Begleitprogramm zu den Sonderausstellungen kann weiterhin leider nicht stattfinden.

Neustart Medicus
Der Ausbruch der Corona-Pandemie mit dem Erreger SARS-CoV-2 führt vor Augen, wie gegenwärtig und aktuell Geschichte sein kann. Selten ist ein Ausstellungsthema wie „Medicus – Die Macht des Wissens“ derart untrennbar mit der aktuellen Zeitgeschichte verwoben. „Es ist eine Ironie des
Schicksals, dass eine Pandemie zur Schließung dieser Ausstellung geführt hat, die sich der Jahrhunderte langen medizinischen Entwicklung und der Überwindung von Seuchen und Krankheiten widmet“, so Museumsdirektor Alexander Schubert.

Erweiterung um elf Corona-Stationen

Aufgrund der weltweiten Auswirkungen der Epidemie wurde das Thema Corona als Erzählebene in die bestehende Ausstellung aufgenommen. „Unser Anliegen bei der Erweiterung der Ausstellung war es, das aktuelle Geschehen in einen historischen Kontext einbetten zu können. Wir stellen beispielsweise einen Bezug zur Spanischen Grippe her, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts unter der Menschheit wütete. Wir zeigen Bilder aus den 20er Jahren, auf denen sich Menschen mit einem Mundschutz vor der Ansteckungsgefahr schützen. Damit wollen wir den Besuchern Hoffnung geben, dass auch wir heute die Pandemie überwinden können“, erklärte Museumsdirektor
Schubert. Schlaglichtartig untersucht die Ausstellung den Ausbruch von Epidemien in der Vergangenheit und fragt nach den Ursprüngen der Quarantäne. Sie blickt auf den wissenschaftlichen und öffentlichen
Umgang mit Seuchen in verschiedenen Zeiten. An elf Stationen erhalten die Besucher Informationen darüber, wie epidemische Krankheiten über Jahrhunderte hinweg wahrgenommen und gedeutet wurden.

Auch auf unsere moderne Gesellschaft nimmt die Corona-Krise nachdrücklichen Einfluss. Merklich wird dies unter anderem in der Sprache, wo neue Begriffe Einzug halten und medizinische Fachausdrücke zur Umgangssprache werden: Lockdown und Homeoffice, Reproduktionszahl, Aerosol oder Social Distancing.
Die Ausstellung zeigt Exponate aus der aktuellen Zeitgeschichte, darunter Leihgaben von öffentlichen Personen und Helden des Alltags. Auch „Corona-Kunst“ und Alltagsgegenstände, die in der Krise eine völlig neue Bedeutung bekommen haben, führt die Ausstellung zusammen. Unter anderem haben die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, der Romanautor
Noah Gordon und Eckart von Hirschhausen ihren Mund-Nasen-Schutz für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Der Inhalt

Erstmals überhaupt sind in einer Ausstellung medizingeschichtliche Fundstücke aus mehr als 5.000 Jahren in einem Kontext zusammengeführt. Zu den etwa 500 faszinierenden und sehenswerten Fundkomplexen zählen Instrumentarien römischer Ärztinnen oder Schröpfköpfe und Klistiere
mittelalterlicher Bader. Ein beeindruckendes Zeugnis altägyptischer Kunst sind die überlebensgroßen Figuren der Göttin Sachmet, die Schutz vor Krankheiten bringen sollten. Während mesopotamische Tontafeln jahrtausendealte Rezepte überliefern, steht die „Gläserne
Frau“ für das Wissen der Moderne. Zu den 50 namhaften Leihgebern aus dem In- und Ausland zählen die Uffizien in Florenz, der Louvre in Paris sowie die Staatlichen Museen zu Berlin.

Die Vermittlung

Nicht zuletzt bietet die große kulturhistorische Schau ihren Besuchern mit dem Einsatz verschiedener Medienstationen die Gelegenheit, einzelne Themen zu vertiefen. Als digitale Projektionen treten sowohl die Protagonisten des Romans „Der Medicus“ als auch historische Persönlichkeiten der Medizingeschichte mit den Besuchern in den Dialog.
Um den Ausstellungsbesuchern einen leichteren Zugang zu den naturwissenschaftlichmedizinischen wie auch kulturhistorischen Inhalten zu ermöglichen, hat die Klaus Tschira Stiftung insbesondere die innovative digitale Vermittlung gefördert. „Wir eignen uns heute Wissen nicht
mehr nur durch das Lesen von Texten und das Anschauen von Objekten an“, begründet Beate Spiegel, Geschäftsführerin der Klaus Tschira Stiftung die Förderung. „Insbesondere wissenschaftliche Inhalte lassen sich mit digitalen und interaktiven Elementen in einer Ausstellung
oft besser vermitteln.“
Damit die Besucher das Museum möglichst kontaktlos besuchen können, sind der Audioguide und die Medienanwendungen in der Ausstellung über WLAN mit dem eigenen Smartphone und dem eigenen mitgebrachten Kopfhörer abrufbar. Wer kein eigenes Smartphone besitzt erhält an der Museumskasse ein Audiogerät.

Öffnungszeiten

Das Historische Museum der Pfalz ist bis auf weiteres dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet; an Feiertagen und in den rheinland-pfälzischen, hessischen und badenwürttembergischen Schulferien auch montags von 10 bis 18 Uhr. Kurzfristige Änderungen werden auf der Homepage bekannt gegeben: www.medicus-ausstellung.de