"Das Bemühen des Bezirksverbands Pfalz um die Kunst und Kultur der Region schließt auch seine seit Jahrzehnten betriebene Förderung der literarischen Szene ein", erläuterte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder bei der Verleihung des Pfalzpreises für Literatur an Dieter M. Gräf im Ernst-Bloch-Zentrum in Ludwigshafen. Der Bezirksverband Pfalz habe schon früh das Talent des Lyrikers erkannt und ihm vor genau zehn Jahren die Fördergabe zugesprochen. Der Pfalzpreis werde alle drei Jahre verliehen und sei mit 5.000 Euro dotiert. Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse wies darauf hin, dass Heimat nicht nur bei dem Preisträger, der 1960 in Ludwigshafen geboren wurde, sondern auch im Werk von Ernst Bloch, der während der Feierstunde gegenwärtig zu sein schien, eine große Rolle spiele.
Der Literaturkritiker Michael Braun aus Heidelberg, der zu den besten Lyrikkennern Deutschlands zählt, beschrieb in seiner Laudatio auf Gräf dessen "Wucht des sprachschöpferischen Kunstwillens", sein "Sprechen, das alle Register" ziehe. Zu den poetischen Strategien des Autors gehöre der "Crash unterschiedlichster Textsorten im Gedicht, die bewusst herbeigeführte Kollision disparater Zitate und Redeweisen, die schroffe Montage und der Zeilensprung, der die Elementarteilchen der Schrift spaltet und zu neuen Ordnungen fügt". Während er sich in den 80er Jahren sprachmächtig mit seiner Heimatstadt Ludwigshafen auseinander gesetzt habe, wage er sich in den jüngsten Gedichten an die katastrophischen Brennpunkte der deutschen Geschichte vor. Er scheue sich auch nicht, Hölderlin und die Fakten der Ameisenkunde aufeinanderprallen zu lassen. Von den Gedichten sei man "hypnotisiert, begeistert, manchmal auch befremdet oder enttäuscht" – aber nie gelangweilt. Dass unter Dieter M. Gräfs Bereitschaft zu ästhetischen Provokationen seine Liebe zur Heimat nicht gelitten hat, zeigte sich denn auch in der anschließenden Lesung des Autors, bei der er Gedichte und Notate eindrücklich zu Gehör brachte. Für die adäquate musikalische Gestaltung der Feierstunde sorgten die beiden Saxophonisten Thomas Weithäuser und Volker Däuber mit ihren Improvisationen.