Zu einem Themenabend „Zwangsarbeit in Pirmasens und
der Pfalz 1939 bis 1945“ am Mittwoch, 28. Juni, um 19 Uhr im Carolinensaal in
Pirmasens, Buchsweilerstraße, sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Die
Veranstaltung wird organisiert vom Institut
für pfälzische Geschichte und Volkskunde (IPGV) und dem Zentralarchiv des
Bezirksverbands Pfalz in Kooperation mit dem Stadtarchiv Pirmasens und dem
Historischen Verein Pirmasens.
Wie überall im nationalsozialistischen Deutschen Reich mussten auch in der
Pfalz im Zweiten Weltkrieg Kriegsgefangene und „Zivilarbeiter“ Zwangsarbeit
leisten. Zwangsarbeitende gab es nicht nur in Industriezentren wie Ludwigshafen
oder Kaiserslautern, sondern überall – von Städten bis in kleinste Dörfer
hinein. Sie waren in Industrieunternehmen, in der Land- und Forstwirtschaft,
bei der Reichsbahn, in städtischen Betrieben, im Handwerk oder in
Privathaushalten tätig. 1943/44 mussten mindestens 70.000 Menschen – Männer,
Frauen und auch Minderjährige – aus von Deutschland besetzten Ländern (vor
allem Sowjetbürger, Polen und Franzosen) in der Pfalz als „Fremdarbeiter“
schuften. Die Unterbringung erfolgte je nach Arbeitgeber in Lagern oder bei
Privatleuten.
Die Abendveranstaltung soll einen ersten Einblick in das Thema Zwangsarbeit in der Pfalz und insbesondere in Pirmasens während des Zweiten Weltkriegs geben. Nach der Begrüßung durch Denis Clauer, Beigeordneter und Kulturdezernent der Stadt Pirmasens, den Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder und Heike Wittmer, Leiterin des Stadtarchivs Pirmasens und Vorsitzende des Historischen Vereins Pirmasens, stellen Dr. Christian Decker und Benedict von Bremen vom IPGV das Forschungsprojekt „Zwangsarbeit in der Pfalz 1939 bis 1945“ des Bezirksverbands Pfalz vor, das vom IPGV sowie dem Zentralarchiv des Regionalverbands durchgeführt wird.
Anschließend beleuchtet Heike Wittmer in ihrem Beitrag „Schuhfabrik Rheinberger: Begünstigte Firma – günstige Arbeitskräfte. Eine vorläufige Betrachtung“ Zwangsarbeit an einem lokalen Beispiel. In der NS-Zeit profitierte der größte Schuhproduzent Europas von Materiallieferungen, Prüfstrecken und billigen Arbeitskräften. So gelang es ihm, über lange Zeit die Produktion von Schuhen für die Zivilbevölkerung aufrechtzuerhalten. Die soziale Einstellung der Firmenleitung, die bereits vor der „Machtergreifung“ für die eigenen Arbeitskräfte Sorge getragen hatte, etwa mit Firmenwohnungen, Kindergarten und Altenheim, übertrug sich in gewissen Grenzen auch auf „ihre“ Zwangsarbeiter. Dank einer Schreibkraft, die die französischen Zwangsarbeiter betreut hatte, wurden dem Stadtarchiv Pirmasens vor Jahren wertvolle Dokumente übergeben. Zusammen mit den Listen des lokalen Arbeitsamts ergibt sich so ein erster Einblick in die Situation der Zwangsbeschäftigten bei Rheinberger.
Archivar Ulrich Burkhart, der die Gedenk- und Erinnerungsarbeit des Bezirksverbands Pfalz koordiniert und auch am Forschungsprojekt „Zwangsarbeit“ beteiligt ist, präsentiert danach den bisherigen Kenntnisstand zum Durchgangslager Pirmasens-Nord. Das „DULAG“ hatte sowohl eine Verteiler- als auch eine Zentralfunktion, da dort einerseits tausende von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern durchgeschleust und auf ihre Arbeitsstellen in der Pfalz verteilt wurden; andererseits diente es als zentrales Krankenrevier. Im Anschluss an die Vorträge gibt es Gelegenheit zur Diskussion.
Die Mitarbeiter des Projekts „Zwangsarbeit in der Pfalz 1939 bis 1945“ stehen auch außerhalb der Veranstaltung per E-Mail (forschung-zwangsarbeit@bv-pfalz.de) oder unter der Telefonnummer 0631 3647-304 zur Verfügung. Sie wären sehr dankbar für Informationen oder Erinnerungen aus dem eigenen Umfeld zu Zwangsarbeit in Pirmasens und der Pfalz. Hierzu zählen Erlebnisse, Personen, Arbeitsstätten, Lager und mehr. Die Projektmitarbeiter nehmen jeden Hinweis dankbar an, beispielsweise Namen von Zwangsarbeitenden, Fotografien oder Dokumente.