Mit gleich zwei Projekten macht der Künstler Peter Welz, dessen Arbeiten noch an diesem Wochenende (bis 14. März) im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern zu sehen sind. Eine Großprojektion seiner Arbeit The Fall" wird ab Samstag, 13. März, täglich von 19 bis 22 Uhr für mindestens eine Woche das Stiftsplatzgebäude in ein Kunstwerk verwandeln. Es handelt sich um ein Video, das einen Tänzer zeigt. In der Ausgangsposition steht" dieser horizontal an der rechten Dachkante, fällt sodann der Länge nach hin (in die Senkrechte), ohne sich abzustützen, und steht wieder auf er verharrt einen Moment ganz entspannt und konzentriert, bevor er von neuem fällt Das Bild ist zwar einfach, aber es bleibt ambivalent, denn man kann nicht entscheiden, ob es sich um ein Fallen" oder ein Aufstehen" handelt. Es berührt gerade dadurch, dass es eine Art Ur-erfahrung" von uns allen zeigt: Als Kinder sind wir ständig gefallen und wieder aufgestanden. Die Poesie und den Zauber entfaltet das Bild durch die Eleganz, mit der sich der Tänzer bewegt. Die Projektion wird unterstützt vom Pfalztheater Kaiserslautern, dem neuen Eigentümer des Stiftsplatzgebäudes, Hans Sachs, die Stiftung der Stadtsparkasse Kaiserslautern und die Lotto Stiftung Rheinland-Pfalz.
Zu einem Experiment auf der Theaterdrehbühne lädt das Museum Pfalzgalerie als Finissage der Peter Welz-Ausstellung ins Pfalztheater Kaiserslautern ein. Ein experimentelles Setup für eine Videoskulptur mit dem Titel Figure inscribing a Circle" geht am Montag, 15. März, um 20 Uhr über die Werkstattbühne (Eintritt frei). Dabei beschäftigen den Berliner Bildhauer und Videokünstler Fragen wie: Lässt sich aus einer Videoaufzeichnung wieder eine lebendige Performance machen? Oder anders ausgedrückt: Kann aus einer Aufzeichnungskonserve" eine aktuelle Choreographie entstehen?
Kern der Inszenierung sind verschiedene, sowohl reale als auch virtuelle Rotationsbewegungen. Die Drehbewegungen von drei unterschiedlichen Drehbühnen sind gegenläufig, so dass der Moment einer Stillstellung" als Wahrnehmungstäuschung entstehen kann. Voraussichtlich wird das die Wahrnehmung so irritieren, dass die Schwelle zwischen Videoraum und realem Bühnenraum durchlässig wird. Gleichzeitig macht jeder Besucher die Erfahrung, dass er im abgedunkelten Zuschauerraum sitzt und dem Geschehen auf der Bühne körperlich still gestellt" zuschaut entgegen der üblichen Ausstellungssituation, in der man Kunstereignisse normalerweise während des Laufens betrachtet.
Dank neuer Medien werden die gewohnten Wahrnehmungsgrenzen mithilfe von Wiederholungsschleifen, extremen Verlangsamungen und Beschleunigungen überschritten; sie sprengen die Erfahrungen von Normalzeit. Künstler, die mit der Bühne eigenständig künstlerisch umgehen, sind eher selten. Der weltbekannte amerikanische Videokünstler Bill Viola hat in der Opera Bastille in Paris vor einigen Jahren eine Parsifal"-Inszenierung künstlerisch interpretiert, Jan Fabre und William Kentridge arbeiteten mit Opernhäusern zusammen, Kentridge jüngst mit der Metropolitan Opera in New York. Es handelt sich um ein relativ neues Feld, denn bislang gilt, dass Video-Arbeiten als eine Art Konserve", keine Ästhetik des Performativen" hervorbringen können. Peter Welz forscht" mit künstlerischen Mitteln genau dazu.